Eiden, Hans (1912-2003)

Der als Sohn einer Bauernfamilie 1912 in Hermeskeil geborene Hans Eiden hat schon als Schüler des gelehrten Trierer Studienrats und Siedlungsarchäologen Josef Steinhausen den Weg zur Altertumsforschung gefunden. Erste Fundmeldungen mit archäologischen Entdeckungen in seinem Heimatort hat er bereits als Primaner um 1930 an das zuständige Trierer Provinzialmuseum gemeldet. 1931 nahm er sein Studium altertumskundlicher Fächer in Freiburg im Breisgau auf. Nach Zwischenstudien in Berlin reichte er 1935 seine unter der Leitung von Hans Dragendorff entstandene Dissertation über „Denkmäler der Trevererkultur aus cäsarisch-augusteischer Zeit im Trierer Land“ ein; Hauptgegenstand war das spätkeltisch-frührömische Gräberfeld von Biewer.
Noch als Student hat Eiden unter der Aufsicht Steinhausens Fundstellenkarten zur vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung des Trierer Landes erarbeitet. Auf dieser Grundlage folgten dann für das große Inventarwerk der „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ die archäologischen Abschnitte der vier Landkreise Bernkastel, Trier, Zell und Saarburg, die zwischen 1935 und 1939 erschienen. Nach Werkverträgen zur Inventarisation der römischen Abteilung im Deutschen Weinmuseum der Stadt Trier und zur Grabungsleitung an den keltischen Befestigungen in Allenbach und Otzenhausen im Hunsrück trat er 1936 als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Römisch-Germanische Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln ein.
Den Zweiten Weltkrieg erlebte Hans Eiden von 1940 an als Soldat, überwiegend in Russland. Unter glücklichen Umständen wurde er noch 1945 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte in seine Heimat zurück. Dort fand er mit dem Wiederaufbau des zerstörten Trierer Landesmuseums eine neue Aufgabe. Ab April 1946 war er zunächst vertretungsweise, dann kommissarisch und schließlich offiziell als Museumsdirektor mit der Leitung des Hauses betraut. In Personalunion nahm er das Amt des „Staatlichen Vertrauensmannes für die Kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer“ für den Regierungsbezirk Trier und den Landkreis Birkenfeld wahr. Bis 1956 war er in dieser Funktion auch für die Regierungsbezirke Koblenz und Montabaur zuständig, wo mit Josef Röder als Stellvertretendem Vertrauensmann ein archäologischer Fachmann vor Ort tätig war.
1948 legte er eine unter Mitwirkung von Josef Steinhausen entstandene Denkschrift über die Möglichkeiten der Bildung eines ‚Landesgeschichtlichen Forschungsinstituts’ in Trier“ vor, das alle Gebiete der historischen Landes- und Volkskunde des Trierer Raumes umfassen sollte.
Der 1950 einsetzende Wiederaufbau des Trierer Museumsgebäudes führte nicht zuletzt dank Eidens unablässiger Tatkraft trotz großer Mühen und mancher Rückschläge in Zusammenwirken mit dem Architekten Kurt Nagel nach sechs Jahre im Juli 1956 zur Wiedereröffnung des Hauses mit der römerzeitlichen Abteilung, die als Kernstück der Schausammlung in zwölf Sälen präsentiert wurde. Im gleichen Jahr wurde Eiden vom „Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland“ zum Vorsitzenden gewählt, sicherlich in Anerkennung der Trierer Aufbauleistung.
Trotz der großen Beanspruchung durch die zeitraubende Planung der Bauarbeiten und die unzähligen Details ihrer Ausführung galt die besondere Vorliebe Eidens nach wie vor den Bodendenkmälern des Trierer Landes. Zu den spektakulären Entdeckungen seiner Amtszeit zählen die spätantiken Speicherbauten (Horrea) von St. Irminen und das sogenannte Kornmarktmosaik in Trier sowie nicht zuletzt das berühmte Diatretglas aus Niederemmel. Es gab aber auch Misserfolge zu verzeichnen. So konnte er als Vertreter der staatlichen Denkmalpflege beispielsweise nicht verhindern, dass im Bereich des ehemaligen Trierer Klosters St. Maximin die neue Straße „In der Reichsabtei“ den historischen Bering durchschnitt und Teile der karolingischen Außenkrypta zerstörte.
Im Januar 1963 wurde Hans Eiden als Leiter des „Landesdienstes für Vor- und Frühgeschichte in den Regierungsbezirken Koblenz und Montabaur“ nach Koblenz versetzt. Als Regierungsdirektor war er für die staatliche Bodendenkmalpflege eines Gebietes verantwortlich, dass den östlichen Teil des alten Treverergebietes an Mittelrhein und Untermosel umfasste. Hier hat Eiden, der sich nach eigenen Worten in erster Linie als Denkmalpfleger und passionierter Ausgräber verstand, zahlreiche archäologische Grabungen unternommen. Zu nennen sind beispielhaft die eisenzeitlichen Gräberfelder bei Kobern-Gondorf und Halsenbach, die Lagerdörfer der römischen Kastelle von Bendorf und Niederbieber, die römischen Gutshöfe bei Schuld und Winningen, die spätantiken Grabbauten bei Nehren, die frühchristlichen Kirchenbauten von Boppard und Karden oder die frühmittelalterlichen Töpfereien in Mayen. Am Ende seiner Amtszeit hat er 1976 in einer ansprechenden Sonderausstellung über „Zehn Jahre Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel“ im Landeshauptarchiv Koblenz der Öffentlichkeit ein Resumee seiner archäologischen Untersuchungen geboten.
Als Leitender Regierungsdirektor hat Eiden sich in den letzten Jahren seiner Amtszeit als quasi „oberster“ Archäologe des Landes verstärkt um die notwendige Kooperation der vier „Staatlichen Ämter für Vor- und Frühgeschichte“ – wie der archäologische Landesdienst ab 1963 hieß – in Koblenz, Mainz, Speyer und Trier bemüht. In dieser Eigenschaft hat er zusammen mit dem Trierer Museumsdirektor Reinhard Schindler intensive Überlegungen für die in den 1970er Jahren anstehende Neustrukturierung angestellt und entsprechende Vorschläge unterbreitet. Als diese Reorganisation – in anderer Form als Eiden und Schindler angestrebt hatten – infolge des „Denkmalschutz- und –pflegegesetzes“ von 1978 mit der Einbeziehung in das Landesamt für Denkmalpflege realisiert wurde, waren beide nicht mehr im aktiven Dienst.
Mit der ihm eigenen nüchternen Tatkraft hat Eiden nach dem Eintritt in den Ruhestand im Januar 1977 die Drucklegung der Koblenzer Ausgrabungsbefunde vorbereitet. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnten seine Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel der Jahre 1963-1976 in einem großzügig gestalteten Befundkatalog 1982 herausgegeben werden; die Vorlage der Funde aus diesen Grabungen ist nur vereinzelt erfolgt. Diese Publikation war Vorbild für eine neue Reihe „Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel“, deren erster Band 1987 Hans Eiden als Festschrift zum 75. Geburtstag überreicht wurde.
Hans Eiden war zweifellos eine markante Persönlichkeit, die unbeirrt und beharrlich die als notwendig erkannten Aufgaben verfolgte, bei abweichender Meinung aber auch schroff und abweisend auftreten konnte. Der Archäologie der Treverer galt seine von Herkunft und Interesse bestimmte Lebensarbeit.