Zum 1. Juli 1930 wurde auf Beschluss des Ausschusses für Ur- und Frühgeschichte des Badischen Kultusministeriums Georg Kraft (1894–1944) offiziell die Leitung der archäologischen Denkmalpflege für Südbaden übertragen. Kraft war nicht nur der erste Prähistoriker, der das Amt für Denkmalpflege in Freiburg leitete und aufbaute, sondern auch der Gründer des Museums für Ur- und Frühgeschichte und der erste Fachmann, der Ur- und Frühgeschichte ab 1927 an der Universität Freiburg lehrte.

Im Geologischen Institut in Freiburg unter Prof. Deecke stieß Kraft auf die Geologen Lothar Zotz (1899–1967), Robert Lais und Wolfgang Soergel. Der zum 1.4.1937 erfolgte Fakultätswechsel führte dann zur Integration des Museums für Ur- und Frühgeschichte und der Denkmalpflege mit Kraft als Leiter in die Philosophische Fakultät. Obwohl Kraft in seiner kurzen Wirkungszeit zahlreiche Artikel und drei monographische Werke verfasste, zahlreiche Grabungen initiierte und zu den wissenschaftlichen Pionieren unseres Faches gehört, ist dennoch wenig über ihn bekannt.
Das mag unter anderem daran liegen, dass Kraft 1922 am Urgeschichtlichen Forschungsinstitut Tübingen bei Robert Rudolf Schmidt zum Dr. rer. nat in Urgeschichte mit einer Arbeit über "Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland" promoviert wurde, die man in der wissenschaftlichen Fachwelt kontrovers aufnahm. Die Reputation von Schmidt litt spätestens mit der Enthebung von seinem Lehrstuhl. Ihm wurden die Fälschung der Befunddokumentation und finanzielle Unredlichkeiten vorgeworfen. Als Mitverantwortlichen sieht man seinen Assistenten Hans Reinerth (1900–1990), später NS-Funktionär und Leiter der Fachgruppe Vorgeschichte im Kampfbund für Deutsche Kultur im Amt Rosenberg.

Kraft fungierte 1923 als örtlicher Grabungsleiter bei den Federseegrabungen in Riedschachen und Aichbühl. Zudem sollte er das keramische Material und die Kleinfunde der Wasserburg Buchau vorlegen. Dazu kam es jedoch auch in seiner Freiburger Zeit nicht, da die Gesamtedition der Wasserburg in den Händen seines Kommilitonen, des Grabungsleiters Hans Reinerth lag. Durch die Verzögerung der Drucklegung des Buchau-Werkes entstanden für Krafts wissenschaftliche Karriere große Nachteile. Er musste zur Kenntnis nehmen, dass die Forschung über ihn hinweg ging. Emil Vogt kam mit seiner Dissertation zu sehr ähnlichen Ergebnissen wie Kraft bei der Gliederung des urnenfelderzeitlichen Fundstoffes. Auch die Drucklegung seines dritten großen monografischen Werkes, seine 1926 angenommene Habilitationsschrift "Der Urmensch als Schöpfer, die geistige Welt des Eiszeitmenschen" verzögerte sich und konnte erst 1942 veröffentlicht werden.

Mit Kraft fassten die Siedlungsarchäologie und die Naturwissenschaften in der Denkmalpflege Südbadens Fuß. Seine Ansätze waren für die damalige Zeit weit vorausschauend und wurden u. a. in den 1950er Jahren wieder aufgegriffen. Erst im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Rolle der Ur- und Frühgeschichte während des Dritten Reiches unter Heiko Steuer im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs wurden auch die Universität Freiburg und die Denkmalpflege und damit das Wirken von Kraft Gegenstand der Forschung. Die Gründungsgeschichte der drei Institutionen ist Dank der Arbeit von Hubert Fehr wieder ins Gedächtnis gerufen worden. Kraft war es nicht vergönnt, dass zu seinen Lebzeiten eine ordentliche Professur für sein Fach in Freiburg geschaffen und mit ihm besetzt wurde. In den Augen Krafts war dies wohl ein persönliches Scheitern, vor allem auch, da sich gerade im Dritten Reich ein rapider Zuwachs an Lehrstühlen für Ur- und Frühgeschichte vollzogen hatte.