Die 1999 nicht auffindbare Zeichnung (>Roettgen 1999 Kat. 278 WK 1) ist ein qualitätvolles Blatt, das bis heute als eigenständige Studie für ein Bildnis gilt. Da eine persönliche Begegnung zwischen Appiani und Mengs nicht dokumentiert und aufgrund der biographischen Daten der beiden Männer auszuschließen ist, besteht kein Zweifel daran, dass die Zeichnung das um 1760 zu datierende Bildnis wiedergibt. Für die Datierung der Zeichnung fehlen sichere Anhaltspunkte. Da ein Aufenthalt Appianis in Rom zu Mengs‘ Lebzeiten nicht überliefert ist, liegt die Vermutung nahe, dass er sich nach einem ihm in Mailand zugänglichen Vorbild richtete, das sich möglicherweise im Besitz eines Künstlers befand, der mit Mengs in engen Beziehungen gestanden hatte. Dafür in Frage kommt Martin Knoller, der an der 1776 gegründeten Accademia di Brera tätig war und mehrere Bildnisse von Mengs kopiert hat, darunter auch ein weiteres Selbstbildnis [Roettgen 1999, Kat. 208 WK 1, Katz. 286 WK 1 und WK].
Appiani wählte einen auf den Kopf reduzierten Ausschnitt und deutet die Büste nur mit wenigen Strichen in schwarzer Kreide an. Durch die Kontrastierung von roter und schwarzer Kreide wird dadurch eine für das Medium optimale Bildhaftigkeit erreicht.
Dank dieser Konstellation setzte sich Appiani in Mailand mit den künstlerischen Prinzipien von Mengs auseinander, was sich auch in seinem eigenen Oeuvre spiegelt. Dies dürfte der Grund für sein Interesse an dessen Bildnis gewesen sein.