Die Provenienz des Porträts aus dem Besitz von James William Lowther (1855-1949) könnte ein Indiz für die Zugehörigkeit des Dargestellten zu dieser Familie sein. Der einzige Spross der Familie, der in der fraglichen Zeit (1751-1752) seine Grand Tour absolvierte, war jedoch William Lowther (1727-1756), den Joshua Reynolds 1751 in seiner Parodie auf die Schule von Athen (Dublin, National Gallery of Ireland) dargestellt hat. Sein von Reynolds gemaltes Porträt (Abb. in Benedetti) ähnelt der Karikatur so sehr, dass man eine klare Vorstellung von seiner Physiognomie gewinnt, die nichts mit dem Bildnis von Mengs zu tun hat. Da er außerdem Rom zu der Zeit verließ als Mengs im Mai 1752 gerade hier eintraf, scheidet er aus dem Kreis der Bewerber für dieses Porträt aus.
Die hier vorgeschlagene Identifikation mit Henry Willoughby, der sich 1754 in Rom aufhielt, basiert auf der physiognomischen Ähnlickeit des Dargestellten mit dem 1754 entstandenen Bildnis von Pompeo Batoni (Bowron 2016, Kat. 176), Willoughby ließ sich nicht nur von Mengs und Batoni, sondern auch von dem ebenfalls in Rom arbeitenden Franzosen Louis-Gabriel Blanchet (1705-1772) porträtieren (AK York 1994). Dieses extravagante Bildnis stellt in der Konzeption ein Kontrastprogramm zu Batoni und Mengs dar. Eine abgeschnittene Säule und ein stimmungsvoll verschatteter Antinouskopf evozieren theatralisch den Bezug auf Rom, während sich Willoughby mit weißen Handschuhen und gepuderten Haaren als französischer Dandy geriert.