DW_158 Bildnis Papst Clemens XIII. Rezzonico (1693-1769) (Mengs, Anton Raphael)

Bei der Restaurierung des Bildes durch das Centro di Conservazione e Restauro „La Venaria Reale“ in Turin, die von 2017 bis 2018 durch Alessandro Gatti, Tiziana Cavaleri und Marianna Ferrero durchgeführt wurde, kam die bisher nicht sichtbare Signatur zum Vorschein. Sie befindet sich seitlich der linken Bekrönung des Thrones und lautet: Antonius Raph./Mengs/ fecit Roma 1759. Damit ist die zwischenzeitlich von mir in Zweifel gezogene Eigenhändigkeit des Bildnisses erwiesen (Roettgen 2003, S. 611). Es handelt sich um eine modifizierte Version des ersten Bildnisses, das Mengs dem Zeugnis Winckelmanns zufolge im November 1758 vollendet hatte (Roettgen 1999, S. 227, Dok. 1). Gegenüber der ersten Version (DW_334) wurde der Brokatvorhang durch einen spärlich erleuchteten und in dunklem Grau gehaltenen Hintergrund ersetzt, dessen räumliche Qualität durch einen kannelierten Pilaster am linken Bildrand betont wird. Dank der Befreiung vom stofflichen Pomp strahlt der Pontifex eine würdevolle Souveränität aus, die auch durch die nach der Restaurierung wieder sichtbare malerische Brillanz der Ausführung bewirkt wird.
Aus der neuen Sachlage ergibt sich, dass drei eigenhändige unterschiedliche Versionen des Papstbildnisses von Mengs existieren. Die Erklärung für die drei Versionen ergibt sich aus der familiären Situation der Rezzonico. Zwei Neffen Clemens‘ XIII. die dem geistlichen Stand angehörten, lebten zur fraglichen Zeit in Rom und es ist anzunehmen, dass jeder von ihnen eine Version des Porträts erhielt, dessen erste Fassung wohl von Anfang an für Venedig bestimmt war. Da sicher ist, dass Carlo Rezzonico das heute in Bologna befindliche Porträt besaß (Roettgen 1999, Kat. 156), dürfte das Mailänder Porträt für Giovanni Battista Rezzonico (1729-1782), den jüngsten der drei Neffen bestimmt gewesen sein. Seit der Ernennung seines Bruders Abbondio zum Senatore di Roma im Jahr 1765 lebte auch er im römischen Senatorenpalast. Was mit seinem Nachlass geschah, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass das dritte Bildnis nicht in den Besitz der in Rom lebenden Brüder gelangte, wie sich aus der Geschichte des Bologneser Porträts ergibt (DW_156) Möglicherweise beerbte ihn sein Bruder Ludovico (1726-1786), dem nach 1765 in Venedig kein Bildnis des Onkels geblieben war. Da er kinderlos starb, gelangte das Rezzonico-Erbe an die Nachkommen der Schwester Quintilia, die in die Familie Widman eingeheiratet hatte. Nach 1825 wurde die Erbschaft, darunter möglicherweise auch das Porträt des päpstlichen Onkels, verstreut (DW_334, Dok. 5). Die Provenienz des Mailänder Bildnisses lässt sich nur bis 1827 zurückverfolgen, als es durch die Schenkung der Sammlung von Giovanni Edoardo de Pecis in die Pinacoteca Ambrosiana gelangte.