DW_357 Christiana Charlotta Mengs, geborene Bornmann (* in Zittau + 1730 Dresden) (Mengs, Anton Raphael)

Da Charlotta Mengs geborene „Bor(n)mannin“ laut Bianconi bald nach der Geburt von Julia Charlotte Mengs (wohl 1730) starb, sind die Nachrichten über sie widersprüchlich und spärlich. So wurde sie u. a. zur Nichte des in Kopenhagen lebenden Malers Benoit Coffre (1670-1722) erklärt, bei dem Ismael Mengs die Malerei erlernt haben soll (Azara 1780). Diese Angabe wurde durch den über die Jugendjahre des Malers besser informierten Fea richtiggestellt (Azara-Fea 1787). Sicher scheint, dass sie aus Zittau in der Lausitz stammte und dass Ismael Mengs, der Vater ihrer vier Kinder, sie erst nach der Geburt von Anton Raphael geehelicht hat. Jedenfalls wird sie in der Taufurkunde des Sohnes Otto Guedo, die am 17. Januar 1729 in Dresden ausgestellt wurde, als „Christiana Charlotta, geb. Bornmannin“ bezeichnet.
Unabhängig von der Frage, ob es sich bei der rückwärtigen Aufschrift um eine Signatur handelt, lässt allein der Wortlaut dieses Textes vermuten, dass er eine korrekte Angabe enthält. Die Autorschaft des jungen Mengs überzeugt, obwohl er sich für das Porträt der Mutter, an die er kaum eine eigene Erinnerung haben konnte, wohl auf ein Bildnis der Verstorbenen stützte, vielleicht eine Miniatur. Die auf dem Karton befindliche Kopie der Aufschrift auf der Rückseite des Pastells gibt als Entstehungsjahr des Bildnisses das Jahr 1744 an. Das Datum überzeugt insofern, da auch die beiden Selbstbildnisse und das Porträt des Vaters in Pastell nach der Rückkehr von der ersten Romreise entstanden (Roettgen 1999, Kat. 223, 271, 272).
Die gütigen, leicht verschwommen blickenden Augen, der weiße und in sich gemusterte Spitzenkragen, die gekonnte Wiedergabe der verschiedenen Grautöne der Haube und der gepuderten Haare sowie die Weichheit des Inkarnats lassen sich mit den zwischen 1744 und 1745 entstandenen Dresdner Pastellen vergleichen, wenngleich, bedingt durch die Abhängigkeit von einer Vorlage, deren Unmittelbarkeit und Lebendigkeit nicht erreicht wird. Das feine und kluge Gesicht mit den glänzenden Augen besitzt zudem eine unverkennbare physiognomische Ähnlichkeit mit der jüngsten Tochter Julie (Roettgen 1999, Kat. 255).