DW_Z_176 Kopie nach Correggio: Madonna di San Giorgio, Engel

Vermutlich gehörte das Blatt zu den Zeichnungen, die Azara aus Mengs' Nachlass erwarb und für die er am 19. 11. 1781 32 Scudi an Alberico Mengs bezahlt hat (Roettgen 1999, S. 573). Die Zeichnung kopiert den mittig im Vordergrund stehenden Engelsknaben, der mit beiden Händen das Schwert des rechts neben ihm stehenden hl. Georg trägt, was sich in der Drehung seines Körpers ausdrückt, der die Anstrengung veranschaulicht, die das Gewicht des Schwertes ihm abverlangt. Mengs, der sich detailliert mit diesem Gemälde auseinandergesetzt hat und dabei auch die heute in Dresden aufbewahrte Vorzeichnung erwähnt, die sich damals im Besitz von Pierre Mariette befand, war der Ansicht, dass sich Correggio für die beiden Engelsknaben, die in dieser Zeichnung noch fehlen, der von ihm auch anderweitig benutzten „modelletti“ aus Terrakotta bedient habe, da lebendige Kinder kaum in so komplizierten Bewegungen beobachtet werden könnten (Mengs 1787, S. 180). Da Mengs im April 1746 von Dresden abreiste, die in Padua zwischengelagerten Gemälde der aus Modena erworbenen Sammlung D’Este mit fünf Altartafeln von Correggio aber erst am 6. 7. 1746 nach Dresden abgingen, wo sie vermutlich im September 1746 eintrafen, muss die Zeichnung während seines letzten Aufenthaltes in Dresden (1750-1751) entstanden sein. Sie konzentriert sich auf den Kopf und den Oberkörper und deutet Bauch, Rücken und Beine nur in Umrissen an. Abgesehen von der die Bildwirkung verfremdenden und für Mengs eher ungewöhnlichen Röteltechnik zeichnet sich die Kopie durch große Originaltreue aus. Die sorgfältige Modellierung des Kopfes und des Oberkörpers, der sich plastisch von dem dicht schraffierten Grund abhebt, illustriert anschaulich das für Mengs‘ Correggio-Interpretation fundamentale Prinzip des Chiaroscuro.