Dürer beschäftigte sich mehrfach mit dem Motiv des am Ölberg betenden Christus. Bevor er 1515 ein Einzelblatt in der damals noch neuen Technik der Eisenradierung umsetzte, entstanden verschiedene Kompositionsstudien.
Die Pariser Federzeichnung (vgl. Musée du Louvre, Inv.-Nr. 18580, Recto) zeigt einen kompositionellen Entwicklungsschritt. Christus betet, leicht aus dem Zentrum gerückt, im Garten Gethsemane. Seine Jünger, die ihn auf dem schweren Weg begleiteten, schlafen im Vordergrund. Oberhalb des Betenden erscheint der Engel mit Leidenskelch, während sich aus dem Hintergrund bereits die Kriegsknechte nähern.
Die Ganzfigur des Engels sowie die vordergründig Schlafenden behielt der Künstler in den nachfolgenden Umsetzungen nicht bei. In seiner späteren Studie (vgl. Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3141) und druckgraphischen Umsetzung (vgl. Bamberg, Staatsbibliothek, Kupferplatte 25) veränderte er die Komposition und stellte die Einsamkeit des Betenden ins Zentrum des Blattes.
S. 22, Nr. 320
S. 115, Nr. 647