Geschäftsführer, Teilhaber: 25% Unternehmensanteil. Bereits Mitarbeiter in der vorherigen Galerie Heinemann
Friedrich Heinrich Zinckgraf (1878-1954) war bereits langjähriger Mitarbeiter in der 1872 gegründeten Galerie Heinemann. Ihre Geschäftsräume hatte die Kunsthandlung in guter Lage am Lenbachplatz 5 in München. Die Galerie Heinemann hatte sich vor allem auf Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts der „Münchner Schule“ spezialisiert. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 leitete Franziska Heinemann mit ihrem Sohn Fritz die Galerie. Trotz der Einschränkungen für jüdische Geschäfte, gelang es der Familie Heinemann noch bis zur Reichspogromnacht Handel zu betreiben. Danach sahen auch sie sich zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Als möglicher Käufer für die Galerie bot sich ihr langjähriger Mitarbeiter Friedrich Zinckgraf an. Dieser hatte Interesse an der Übernahme der Firma, jedoch fehlten ihm die finanziellen Mittel. Dr. Hjalmar Schacht bot sich an, Zinckgraf einen Kredit für den Kauf der Firma zu organisieren. Schließlich fungierte der Reichsbankpräsident selbst als Kreditgeber und gewährte Zinckgraf Kredit gegen Gewinnbeteiligung. Bis letztendlich die Übernahme der Kunsthandlung vollzogen wurde, gab es noch einige Verhandlungen, da es durchaus auch andere Interessenten an der Galerie gab. Vor allem die Geschäftsräume in guter Lage am Lenbachplatz waren von Interesse. Hinzu kamen Verhandlungen mit der Industrie- und Handelskulturkammer, die den Prozess der Firmenübernahme und „Arisierung“ der Galerie erschwerten. Die Akte aus dem Nachlass von Hjalmar Schacht von 1938-1944 im Moskauer Militärarchiv enthält Kreditverträge und Abrechnungen mit Zinckgraf und den Entwurf des „Arisierungsvertrags“ mit Franziska Heinemann vom 10.11.1938. Zinckgraf führte das Geschäft ab 1940 zunächst unter dem Namen „Galerie am Lenbachplatz“ weiter. 1941 wurde die Kunsthandlung dann in „Galerie Zinckgraf. Friedrich H. Zinckgraf“ umbenannt.
Zinckgraf übernahm zu günstigen Konditionen das gesamte Warenlager der Familie Heinemann und hatte damit das gleiche Warenspektrum der Galerie Heinemann, welches sich auf die Malerei der „Münchner Schule“ spezialisiert hatte. Nach der „Arisierung“ stiegen die Einnahmen der Galerie kontinuierlich. Diese hohen Gewinne waren zum Teil durch Abschreibungen von Kunstwerken und damit verbundenen Steuererleichterungen zu erklären. Zu einer steuerlich ungünstigen Situation und zu finanziellen Einbußen führte jedoch die „Gewinnabführungs-Verordnung“ von 1942. Ziel dieser Verordnung war es, kriegsbedingte ungewöhnliche Umsatzsteigerungen von Firmen abschöpfen zu lassen, um diese „Arisierungsgewinne“ später für Kriegszwecke zu verwenden.
Die Galerie wurde von Friedrich Zinckgraf bis zu seinem Tod 1954 weitergeführt. Danach gab es keinen Nachfolger. Sowie die Kunsthandlung als auch das Warenlager wurden auf Wunsch von Zinckgrafs Tochter aufgelöst. Kunsthändler Roman Norbert Ketterer übernahm die Versteigerung des Warenlagers in den galerieeigenen Geschäftsräumen in München. Hjalmar Schacht und die beiden Brüder Fritz und Paul Zinckgraf waren zu jeweils 25% an der Firma beteiligt. Ketterer berichtete, dass sich vor allem die Verhandlung mit den beiden zerstrittenen Brüdern schwierig gestaltete. Da kein Barvermögen vorhanden war konnte sich Ketterer mit den Beteiligten darauf einigen, dass sie sich „Altmeisterbilder“ als Entgelt aussuchen können. Nachdem entsprechende Bilder ausgesucht waren, fand eine umfassende Versteigerung des gesamten Warenlagers statt.