DW_241 Onorato III. Grimaldi von Monaco (1720-1795) (Mengs, Anton Raphael)

Der mit Hermelin gefütterte Rock, die Insignien des Ordens Saint-Louis (1999 fälschlich als Saint-Lazare-Orden interpretiert) und des Malteserordens lassen ebenso auf einen hohen Würdenträger schließen wie die übrigen Motive des Interieurs, d.h. der Pilaster auf hohem Sockel im Hintergrund und der Tisch mit einer Schreibgarnitur. Zusammen mit den beiden Ordenskreuzen stützen die Bildnisse von Jean-Baptiste van Loo (1745) und Johann Melchior Wyrsch (1781) in den Fürstlichen Sammlung in Monaco die hier vorgenommene Identifizierung des Bildnisses mit dem bisher als verschollen geltenden Porträt des Onorato III. Grimaldi (1720-1795). Bianconi, der das Bildnis 1780 erwähnt, hat es anscheinend nicht selbst gesehen, referiert jedoch das Urteil Dritter, dem zufolge es „cosa singularissima e degna del Mengs“ sei. Das als Kniestück (Dok. 4) angelegte Bildnis befand sich 1779 zusammen mit der Modellstudie in seinem römischen Studio (Dok.3). Auch wenn der Dargestellte nicht bis zum Knie gezeigt wird, fällt das Bildnis in diese Kategorie, die im 18. Jahrhundert als Standardgröße galt. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass das Bildnis zu einem späteren Zeitpunkt am unteren Rand beschnitten wurde. Über die Zwischenstationen der Provenienz ist nichts bekannt.
Physiognomische Ähnlichkeiten bestehen besonders zu dem Bildnis van Loos, das kurz vor dessen Tod in Paris entstanden sein muss, wo sich Grimaldi häufig aufhielt. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Porträtauffassung bestehen in der Gesichtsform, im Haaransatz, in der Augenpartie und der Kinnpartie deutliche Übereinstimmungen. Die Gesichtszüge des Dargestellten sind angesichts der starken Idealisierung des Bildnisses mit dem Alter von 50 Jahren vereinbar, das der monegassische Fürst 1770 hatte.
Das Bildnis verzichtet auf herrscherliche Insignien und betont stattdessen durch Format und Pose sowie die Attribute des Schreibzeugs und des Buches die politische Rolle des Dargestellten, dessen sechzig Jahre währende Regierung dem Fürstentum Monaco Reformen und eine kulturelle Blüte bescherte. Nur die zwei achtspitzigen Ordenskreuze symbolisieren seinen hohen Rang und seine militärischen Verdienste im Dienste Frankreichs. Wann ihm der „Ordre Royale et militaire de Saint-Louis“ verliehen wurde, war bisher nicht feststellbar. Wahrscheinlich war der Grund dafür seine Teilnahme am Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) auf der Seite Frankreichs, die ihm 1748 die Ernennung zum „Marechal de France“ eingebracht haben soll. Dank dieser Würde wäre er ein „membre-née de l’ordre“ gewesen. Eine andere Quelle gibt an, dass er mit dem Orden nach seiner Verwundung in der Schlacht von Rocoux (1746) ausgezeichnet wurde. Seit 1744 war er außerdem Mitglied des Malteserordens.
Über die Entstehungsumstände des in Monaco (1769 -1770) begonnenen Bildnisses ist aus den Quellen bekannt, dass vor Ort nur die Studie nach dem Leben entstand, für die sich Mengs Farben und Pinsel aus Genua schicken ließ (Dok. 1). Sein Aufenthalt in Monaco diente vornehmlich seiner Genesungskur, die dem Leibarzt des Fürsten anvertraut war. Als Dank dafür erbat sich Grimaldi sein Bildnis, das dann während des Aufenthaltes in Rom (1771-1773) so weit ausgeführt wurde, dass Mengs es sich zusammen mit der Modellstudie nach Florenz schicken ließ (Dok. 2), wohl um es dort zu vollenden, wozu es aber nicht gekommen sein dürfte.