AD
1484
In der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet sich eine elegant kolorierte "Maria mit Kind (Maria lactans)". Die als Aquarell mit Deckfarben auf Pergament umgesetzte Miniatur fertigte der Maler Daniel Fröschel maßstabsgetreu nach Dürers 1512 entstandener Kohlezeichnung (vgl. Wien, Albertina, Inv.-Nr. 4848).
In ein bürgerliches Gewand gehüllt, mit Perlendiadem bekrönt, bietet die Muttergottes dem Christuskind die Brust dar. Während sie den Knaben sanft auf ihrem Schoß hält, blickt sie gedankenverloren.
Fröschel arbeitete unter Kaiser Rudolf II., wurde im Jahr 1603 zu dessen Hofmaler ernannt. Der Künstler malte zahlreiche Miniaturen nach Gemälden der Prager Sammlung (vgl. Grebe 2013, S. 209), in der ab 1588 - neben der stillenden Maria - auch das früheste erhaltene Werk Dürers, das "Selbstbildnis als Dreizehnjähriger", gewesen ist. Eine Teilkopie der Silberstiftzeichnung integrierte Fröschel in einem Medaillon unten rechts in die in Trompe-l’œil-Manier gestaltete Rahmung und verwies damit bildhaft auf den geistigen Schöpfer der Bildidee.
S. 18
S. 108