Neueinrichtung des Dürer-Hauses
INRI
Im Rahmen der 1881/82 realisierten Neugestaltung von Dürers Wohnhaus durch die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung widmete sich Friedrich Wilhelm Wanderer der Inneneinrichtung der beiden östlichen Räume des ersten Obergeschosses. Als Teil der Ausstattung entwarf er ein Kruzifix, das von Georg Leistner geschnitzt wurde. Das Holzbildwerk zeigt den Gekreuzigten im Dreinageltypus mit nach links geneigtem Kopf und geschlossenen Augen. Das zu beiden Seiten des Dargestellten im Wind wehende Lendentuch war ehemals vollständig in Gold gefasst, wovon nur noch partiell erhaltene Rückstände zeugen. Ein Aquarell Wanderers zeigt das Kruzifix schemenhaft angedeutet in der sogenannten Vorderen Stube, eine direkte Vorlage hat sich nicht erhalten. Vorbildgebend wirkte vermutlich das sogenannte Dresdner Kruzifix (vgl. Mende 1989a, S. 58; Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 1870). Die 1845 im Kunsthandel aufgetauchte Tafel galt im 19. Jahrhundert als eigenhändiges Werk Dürers (vgl. Tietzes 1938 II, S. 76, Nr. A 191).
Das von Leistner gefertigte Holzkruzifix wurde 1966 stark beschädigt in einem Schrank im Dürer-Haus aufgefunden – der rechte Arm des Gekreuzigten fehlte (vgl. Inventar Albrecht-Dürer-Haus 1966, S. 40). Nach der Restaurierung 1971 wurde es erneut im ersten Obergeschoss des Hauses in die Ausstellung integriert.
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S. 5, Nr. 82