1930-1945: In der Galerie Fischer erschienen im Betrachtungszeitraum 61 Kataloge. Bei insgesamt 18 Versteigerungen agierte das Auktionshaus dabei mit einem Partner: Gemeinsam mit dem Kunsthaus Pro Arte, Basel, gab die Galerie Fischer zwischen 1930 und 1932 sechs Auktionskataloge heraus. Die Versteigerungen fanden meist im Hotel National in Luzern statt. Mit dem Berliner Kunstsalon Paul Cassirer veranstaltete die Galerie Fischer 1931 eine Auktion. Insgesamt neun Auktionskataloge erschienen zwischen 1932 und 1938 gemeinsam mit Dr. Pfisterer/Kunstsalon Dr. Pfisterer Zürich, wobei die Versteigerungen im Zunfthaus zur Meise in Zürich abgehalten wurden. Mit Librairie Ancienne Ulrico Hoepli, Mailand führte die Galerie Fischer zwischen 1934 und 1936 drei Auktionen durch. Schließlich fand 1943 eine Münzauktion gemeinsam mit Adolph Hess Nachf., Luzern, statt.
Die Galerie Fischer führte, abgesehen von den Graphikauktionen der Firma William S. Kundig, Genf, die meisten Auktionen in diesem Zeitraum in der Schweiz durch. Dabei verauktionierte die Galerie häufig große Konvolute an hochwertigen Möbeln und kunstgewerblichen Objekten. Auch zahlreiche Waffen- und bedeutende Gemäldesammlungen kamen auf den Markt. Daneben wurden auch einzelne Sammlungen, etwa von A. Rütschi, Arnold Ruesch oder Rudolf von Kaunitz versteigert. Meist waren die Kataloge umfangreich illustriert. In einigen Katalogen wurden über 2 500 Objekte in viertägigen Versteigerungen angeboten. Teilweise wurden auch mehrere Sammlungen an einem Tag in mehreren aufeinanderfolgenden Auktionen versteigert. Fanden die Versteigerungen in Luzern statt, stellte die Galerie die Versteigerungsobjekte meist zuvor auch in Zürich aus. Die Kataloge hatten mit 1 400 Exemplaren eine relativ hohe Auflage, so dass sie sich komplett nachweisen ließen.
Fischers Rolle in den 1930er- und 1940er-Jahren, in denen die Galerie zahlreiche, lukrative Emigrantenauktionen durchführte, als Anlaufstelle für Hitlers Einkäufer Hans Posse diente, der etwa aus der Auktion Julius Freund am 21. 3.1942 allein Kunstwerke für 52.845 Franken erwarb, und insbesondere durch die am 30. Juni 1939 durchgeführte Auktion mit als „entartet“ diffamierten Gemälden und Zeichnungen, durch die die Galerie internationales Aufsehen erregte, ist gut dokumentiert (Tisa Francini/Heuß/Kreis 2001, S. 144-164, 203-231, 243ff., Barron 1992, S. 135-170, Buomberger 1998, Frey 1999, S. 275-289, Jeuthe 2007, S. 189-267 und dies. 2009, S. 445-462).
Der Eintrag basiert auf den Forschungsergebnissen von Astrid Bähr und Britta Bommert im Rahmen der Projekte „German Sales 1930-1945“ und „German Sales 1901-1929“ (https://www.arthistoricum.net/themen/portale/german-sales/). Siehe auch Bähr, A., Brand, J., & Wullen, M. (2013) und Bommert, B. & Brand, J. (2019).
Dieser Eintrag ist im Rahmen des Seminars "Der Kunstmarkt und seine Mechanismen - Die Rolle von Kunsthandelsarchiven für die Forschung" von Dr. Birgit Jooss am Institut für Kunstgeschichte der Universität Augsburg im Wintersemester 2021/2022 entstanden.