Heinrich Thannhauser (1859–1935) stammte aus Hürben bei Krumbach (Schwaben) und betrieb in München ein Geschäft für Damenkonfektion und ein Beleuchtungsgeschäft. Zusammen mit dem ungarischen Operettensänger Franz Josef Brakl eröffnete er 1905 die „Moderne Kunsthandlung Brakl & Thannhauser“. Große Aufmerksamkeit zog ihre Vincent von Gogh Retrospektive 1908 auf sich. 1909 trennen sich die beiden und Heinrich Thannhauser eröffnete die „Moderne Galerie Heinrich Thannhauser“ im Arco-Palais München. Die gemütliche Galerie-Atmosphäre und moderne Marketingmethoden führten rasch zu großem Verkaufserfolg. Dem Handel mit impressionistischer und nachimpressionistischer Kunst blieb die Familie Thannhauser dauerhaft treu. Der Sohn Justin K. Thannhauser (1892–1976) trat nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst in die Galerie ein, in der er bereits 1912 bis 1914 tätig war.
Justin und sein Cousin Siegfried Rosengart (1894–1985) eröffneten 1920 eine Filiale in Luzern. Justin zog mit seiner Familie 1927 von München nach Berlin und eröffnete dort einen weiteren Standort. 1928 übernahm S. Rosengart die Leitung der Galerie Luzern unter dem Namen „Galerie Rosengart“. Justin Thannhauser blieb noch bis 1937 deren Teilhaber. Ende 1928 wurde die Galerie in München geschlossen. 1932 zog die Galerie Thannhauser in Berlin in die Tiergartenstr. 1. Justin mietete 1933 ein Appartement in Paris. Im Jahre 1934 erfolgte ein erneuter Umzug der Berliner Galerie in die Bellevuestr. 10. Justin registrierte sich 1935 offiziell als Kunsthändler in Paris. Heinrich Thannhauser starb im gleichen Jahr in Luzern. Paul Römer (1878–1945), Galeriemitarbeiter seit 1909, wurde 1936 Partner. 1937 emigrierte die Familie Thannhauser nach Frankreich.
Die Berliner Galerie Thannhauser wurde unter Aufsicht von Paul Römer aufgelöst, der im folgenden Jahr eine Galerie unter seinem Namen eröffnete. Justin verlagerte zwischen 1938 und 1939 Kunstwerke nach Amsterdam, später nach New York. Nach einem Aufenthalt in Genf erfolgte 1940 die Ausreise über Lissabon nach New York, wo Justin 1941 einen Kunsthandel gründete.
Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg plünderte die Residenz Thannhausers in Paris. Der Tod seines ältesten Sohnes Heinz 1944 verhinderte die Gründung einer Galerie in New York, stattdessen betrieb Justin einen florierenden privaten Kunsthandel. 1963 vermachte Justin Thannhauser einen großen Teil seiner Privatsammlung an die Solomon R. Guggenheim Foundation in New York. Er zog 1971 nach Bern und starb 1976 in der Schweiz.
Hauptsitz: München, Berlin, Paris, New York (als Privathandel 1941-1959)