Fontaine, Thomas (1954-2006)

In Merl bei Zell an der Mosel am 31. Oktober 1954 geboren, wuchs Thomas Heinrich Maria Fontaine in Trier auf, einer Stadt, deren römischer Vergangenheit er stets verbunden blieb. Als Schüler des altsprachlichen Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums legte er 1973 das Abitur ab, bevor er sich nach dem Zivildienst im Sommersemester 1975 an der Universität Trier einschrieb. Er gehörte zur ersten Studentengeneration des neu eingerichteten Faches Klassische Archäologie. Seinen breit gefächerten Interessen entsprechend widmete er sich auch der Gräzistik, Kunstgeschichte und Theologie.
Seine Liebe galt Italien, seine wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte fand er in der antiken Flächenkunst – den Wand- und Deckenmalereien sowie den Mosaiken der römischen Zeit. Ein Reisestipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes ermöglichten ihm ein Forschungsprojekt zur Baugeschichte der „Villa di Diomede“ in Pompeji. Diese luxuriöse römische Prachtvilla am Golf von Neapel, die 62 n. Chr. durch ein Erdbeben und im Jahr 79 n. Chr. endgültig durch den Ausbruch des Vesuvs zerstört worden war, wirkte seit ihrer Freilegung am Ende des 18. Jahrhunderts mit ihren farbenfrohen Malereien in höchstem Maße anregend auf die künstlerische und literarische Produktion der Zeitgenossen. Die Auswertung der so entstandenen graphischen und beschreibenden Dokumentation in Verbindung mit der noch fassbaren Bausubstanz führte zu einer detailreichen und anregenden Studie, mit der der Autor 1991 promoviert wurde. Für diese Dissertation wurde ihm 1992 der Förderpreis des Freundeskreises der Universität Trier verliehen.
Die zweijährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klassischen Archäologie ab 1991 setzte sich bis 1997 in einer Reihe von Lehraufträgen fort. In diesen Jahren wirkte er in einem Aufgabenfeld, das seinen fachlichen Interessen und persönlichen Neigungen sehr entsprach: die Einführung von Studenten in die Anfangsgründe der antiken Kunst. Eine schwere Erkrankung und eine daraus resultierende bleibende körperliche Behinderung verzögerte nicht nur lange Zeit die Drucklegung der Dissertation, sondern verringerte auch seine beruflichen Perspektiven. So kann es nur als Glücksfall angesehen werden, daß er 1995 im Rahmen einer Integrationsmaßnahme ein berufsbezogenes Praktikum am Rheinischen Landesmuseum Trier absolvieren konnte. Ihm wurde die wissenschaftliche Bearbeitung des von Wilhelm Reusch hinterlassenen Manuskripts der von 1961 bis 1966 durchgeführten Ausgrabungen im Westteil der Trierer Kaiserthermen übertragen. Im Anschluß an diese Maßnahme konnte er in einer befristeten Anstellung 1996/97 an der Neuordnung der umfangreichen Mosaikensammlung des Museums und der Präsentation der schönsten Böden im Mosaikensaal des Museums arbeiten. 1998 wurde ihm die Aufgaben eines Ausstellungsreferenten übertragen.
Ebenso hilfsbereit wie kenntnisreich war ihm eine stille Lebensfreude und ein feinsinniger Humor eigen. Den schönen Dingen des Lebens zugetan, genoß er auf seine gelassene Art die Freude am Dasein. Als vielseitig gebildeter Freund der Musen schätzte er die Literatur nicht weniger wie das Theater und die Musik. Über Jahrzehnte war er als Bassist aktives Mitglied des Extrachors am Trierer Stadttheater und wirkte als begeisterter Laienschauspieler an zahlreichen Produktionen mit.