Der große Kalksteinblock stellt den Sockel einer Jupitersäule dar. In nachantiker Zeit verwendete man ihn als Belag für das Straßenpflaster, wie die Karrenspuren offenbaren. Der Riss, der bis zu einem Viertel der Länge reicht, deutet daraufhin, dass er bei den Arbeiten erfolglos durchgesägt wurde.
I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Iuppiter / P(ublius) P(---) HeliusP. P(---) Helius (männlich) / columnamSäule / cum signoGötterbild / v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)
Dem größten und besten Iuppiter (stiftete) Publius P--- Helius die Säule mit dem (Götter-)Bild. Er löste sein Gelübde bereitwillig, freudig und nach Verdienst ein.
Dreieckige Worttrenner im ganzen Text; Z. 2: der Name des Stifters wurde offenbar absichtlich beschädigt, P(ublius) P(---). Z. 3: VM-Ligatur, AM-Ligatur.
Bakker: Die Gottheit erschien vermutlich als Thronender oder Gigantenreiter. Die Ursache und der Zeitpunkt der absichtlich begonnenen Tilgung des Gentilnomens ist unbekannt. Denkmäler dieser Art sind in Raetien selten und besser aus den germanischen und gallischen Provinzen bekannt. In Augsburg gibt es allerdings ein ähnliches Exemplar, das zudem mit Reliefs von Mars, Victoria und Mercurius verziert ist: HD058499.
Datierung: Letztes Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts, erste Hälfte des 3. Jahrhunderts.
Kakoschke: Das Cognomen 'Helius' leitet sich vom griechischen Sonnengott ab. Bei P. Helius handelt sich wahrscheinlich aber um keinen Einwanderer aus dem östlichen Mittelmeerraum, sondern um einen Bewohner der gallischen oder germanischen Provinzen, in denen religiöse und mythische Beinamen häufiger vorkamen. Diese Herkunft passt auch zu der Art des Denkmals.
(EDH, JW)