Der nach W-O ausgerichtete Sarkophag enthielt ein Skelett mit wenigen Grabbeigaben und zeigt Spuren früherer Öffnungen. Der Deckel gehörte nicht ursprünglich zum Sarkophag. Auf der Hauptseite zwei Eroten, die die tabula ansata halten.
Der Sarkophag wurde 1963 unter einem nicht zugehörigen Deckel im Pfarrgarten entdeckt.
⟦ D(is) M(anibus) Di Manes et perpetuae securita[ti]⟧ / ⟦ P(ublio) Frontinio DecoratoP. Frontinius Decoratus (männlich, Augustalen) IIIIIIvir(o) Priester Aug(ustali) seviri Augustales mancipi ferrariar(um) (Handels-)Güter Pächter von Bergwerken [...] et⟧ / ⟦provinciae Raetiae itemque⟧ / ⟦Daciarum trium⟧ / ⟦Iulia SperataIulia Sperata (weiblich) s(tolata) f(emina) coniugi carissimo⟧ / ⟦ f(aciendum) c(uravit) ⟧
Den Totengöttern und der ewigen Sorgenfreiheit. Dem Publius Frontinius Decoratus, dem Mitglied des Sechsmännerkollegiums der Augustalen, dem Pächter der Bergwerke in --- und in der Provinz Raetia und ebenso in den drei Dakien. (Das Grab) hat Iulia Sperata, die Stolaträgerin, ihrem allerliebsten Ehemann errichten lassen.
Decoratus war als manceps im staatlichen Bergbauwesen der Provinzen Rätien, Noricum und der drei dakischen Donauprovinzen aktiv. Ob er seinen Haupssitz in Augsburg hatte, bleibt offen. Czysz: Diese eigentümliche Organisationsform der Gewinnabschöpfung über ein Pachtsystem war typisch für das Bergrecht der römischen Kaiserzeit. Die Aufgabe dieser Großpächter (mancipes, anderenorts conductores) bestand darin, die Abgaben (vectigalia) der vom Staat bzw. Kaiser vergebenen Konzessionen einzutreiben, die einzelne Bergwerkspächter dem Fiskus schuldeten.
Als Mitglied der seviri Augustales oblag es Decoratus, den Kaiserkult vor Ort zu organisieren und durchzuführen. Diese Priester waren meist Freigelassene.
Kakoschke: 'Frontinius' ist ein einheimisches Pseudo-Gentilnomen. Der Pächter kam sicherlich aus Raetien oder dem benachbarten keltischen Raum. Die Herkunft seiner Ehefrau ist unklar.
(JW)