Das Fundstück besteht aus einem Gesims (154,5cm h, 126,0cm b, 25cm t), auf dem ein Quader aufsitzt (Maße oben). An der Längsseite befindet sich ein Inschriftenfeld (26,5cm h, 95,5cm b), dessen obere rechte Ecke abgebrochen ist. Die Auflagerflächen auf der Ober- und Unterseite sind grob, die Unterseite des Gesimses
und das lnschriftenfeld sorgfältig geglättet. Die Unterseite des Gesims zieren Akanthusblätter.
Die rechte hintere Ecke kam schon bei Kanalarbeiten im 20. Jahrhunderts zutage, wurde aber einfach abgebrochen. Weitere Fragmente wurden in einer Umgebung von max. zehn Metern gefunden.
Tib(erio) Cl(audio) quond(am) VictoriTiberius Claudius (männlich) v[eterano]Veteran / ex n(umero) eq(uitum) sing(ularium) Soldat negot(iatori) art(is) ves(tiariae) (Handels-)Güter Händler r[...] / vixit n(os) LXX / Iul(ia) IuliaIulia Iulia (weiblich) uxor coniugi pient(issimo) / f(aciendum) c(uravit) cum libertisFreigelassene/r
Dem Tiberius Claudius Victor, ehemals Veteran des Numerus der Gardereiter, dem Kleiderhändler. Er lebte 70 Jahre. Seine Ehefrau lulia lulia ließ ihrem pflichtbewusstesten Gatten zusammen mit seinen Freigelassenen (das Grabmal) errichten.
Der Text ist in sorgfältiger Capitalis ohne Ligaturen eingearbeitet worden. Buchstabenhöhe: Z. 1-4: 3,8cm, Z. 5: 3,1cm. Dreiecke als Worttrenner.
Z. 1: V(eterano). Z. 2. Am Ende Spezifizierung der Kleiderwaren.
Die Inschrift belegt, dass die berittene Leibgarde des raetischen Statthalters ebenfalls in einem Numerus organisiert war. Nach seiner Entlassung erhielt der Reiter das vielleicht noch nicht vorhandene röm. Bürgerrecht und widmete sich dem Textilhandel, der in Augsburg eine besondere Stellung besaß (https://sempub.ub.uni-heidelberg.de/ria/de/wisski/navigate/1639/view). Der Name seiner Ehefrau ist ungewöhnlich. Es lassen sich aber Parallelen aus Aquincum finden.
Datierung: Die Form der Buchstaben, die Formulierungen und Abkürzungen deuten auf die spätantoninische oder severische Zeit hin.
(JW)