DW_311 Immaculata Conceptio (Mengs, Anton Raphael)

Die Entstehung des Bildes kurz nach Mengs‘ Rückkehr nach Madrid im Juli 1774 ist durch die Rechnungsbelege für die Aufhängungsvorrichtung («colgadero, tornillos, escarpia») vom 30. November 1774 dokumentiert (Jordan de Urries 2016, S. 146, Anm.4). Als Präsentationsmodell dürfte ein erst kürzlich bekannt gewordene Version auf leinwand gedient haben [DW_377].
Merlo überliefert, dass die Immaculata auf der linken Seite des königlichen Bettes über dem Bild des hl. Antonius von Padua (Roettgen 1999, Kat. 75) zwischen Uhr und Spiegel angebracht war (Abb. IV-25 in Roettgen 2003, S. 272). Diese Disposition, die für die Ausstellung von 2016 rekonstruiert wurde, dokumentiert die besondere Verehrung der Immaculata Conceptio durch Karl III. Den Quellen zufolge nahm er das Bild in die von ihm regelmäßig im Jahresablauf aufgesuchten anderen Residenzen mit. Das nach dem Tode Karls III. erstellte Inventar listet das Bild zusammen mit dem hl. Antonius und den beiden Kabinettstücken des hl. Johannes d. T. und der büßenden Magdalena (Roettgen 1999, Kat. 85, 95) als im Ankleidezimmer des Königs befindlich auf (Roettgen 1999, S. 489, QU1). Während der Regierungszeit Karls IV. befand es sich in dessen privater Kapelle (Oratorio). In den späteren Inventaren der königlichen Sammlungen wird das Gemälde nicht mehr erwähnt. Anders als die anderen Werke von Mengs, die Joseph Bonaparte 1813 in Madrid geraubt hatte, gelangte es nicht in den Besitz des Duke of Wellington (Roettgen 1999, Kat. 75, 85, 95. Dass es jedoch während der französischen Besetzung entwendet wurde, ergibt sich aus einer Aufstellung der verloren gegangenen Gemälde vom Februar 1818, in der das Bild aufgeführt ist, um dessen Herausgabe der im römischen Exil lebende Karl IV. im Juni 1816 vergeblich ersucht hatte (Jordan de Urries 2016, S. 146).
Kompositionell und stilistisch orientiert sich Mengs an Guido Reni. Von dessen Altarbild der Maria Immaculata, das sich damals im Besitz der spanischen Krone befand (heute New York, Metropolitan Museum) übernahm er sowohl den Kopftypus wie auch die vor der Brust gekreuzten Hände. Die Komposition im Tondo und die außerordentlich sorgfältige Ausführung, die sich auch dem Bildträger verdankt, macht dieses Gemälde zu einem der attraktivsten Andachtsbilder, die sich von Mengs erhalten haben. Dagegen überwiegt in seinen übrigen Immaculata-Darstellungen (Roettgen 1999, Kat. 2 und 3) der sentimental-süßliche Duktus, der für die spanische Bildtradition des Themas charakteristisch ist.