Bei diesem unvollendeten und später entstellend übermalten Bildnis [ABB.] handelt es sich um eine aufgegebene Version des 1775 in Madrid entstandenen Porträts der D. Mariana de Silva y Sarmiento, Duquesa de Huescar. Die Maße der Tafel betragen in der Breite 3 cm mehr als die gegenständlich identische Fassung in der Sammlung des Duque de Alba y Berwick (Roettgen 1999, Kat. 263).
Warum das wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts übermalte Porträt unvollendet blieb, lässt sich nur vermuten. Möglicherweise war der Riss der Holztafel der Grund dafür, wie auch die nahezu identischen Maße der Holztafel nahelegen. Ein ähnlicher Fall liegt bei dem um 1767 entstandenen Bildnis des XII. Duque de Alba vor, der 1775 Schwiegervater der Tochter der Dargestellten wurde. Auch bei seinem Bildnis wurde die erste Fassung, von der bereits das Gesicht, der Hals und eine Hand ausgeführt waren, wegen eines Risses in der Tafel aufgegeben (Roettgen 1999, Kat. 188, 189).
Die Ausführung des Gewandes und der Arme, sowie von Hals und Decolleté sind von hoher malerischer Qualität und als eigenhändig anzusehen. Auch das Gesicht dürfte bis auf die grau gepuderten Haare bereits weitgehend ausgeführt gewesen sein. Offenbar hat der Urheber der Übermalung, die ohne Beeinträchtigungen für die originale Malsubstanz abgenommen werden konnte, die Augen-Nase-Mundpartie entfernt bzw. mit einer Farbschicht zugedeckt, um für das von ihm eingefügte „neue“ Gesicht einen besseren Untergrund zu erzielen. Ob der Schoßhund bis zuletzt ausgespart blieb, während die Ausarbeitung der Gewandpartien schon sehr weit fortgeschritten war, muss offenbleiben. Es könnte auch sein, dass sein in tiefem Schwarz gehaltenes Fell erst anlässlich der Übermalung entfernt wurde, um das spätere Durchschlagen des schwarzen Pigments zu vermeiden. Darauf deuten die schwarzen Farbspuren am Kontur des Hündchens und über der Grundierung hin.
In der spanischen Ausgabe der Schriften von Mengs (Azara, Obras 1780) werden zwei Bildnisse der Duquesa de Huescar erwähnt, deren angeblich identische Maße 4 x 3 spanische Fuß (ca. 111 x 83 cm) betrugen. Diese Angaben treffen weder auf das Bildnis der Sammlung Alba noch auf das hier besprochene Bildnis zu. Möglicherweise bezog sich Azara auf ein weiteres Bildnis derselben Person (s. Roettgen 1999, Kat. 266).