Trotz des stark ausgeblichenen Zustandes, dessen Ursache die über Jahrzehnte währende Zuschaustellung ist, die herausragenden Stücke des Kupferstichkabinetts in der Gemäldegalerie (1832-1889) erfuhren, ist die gute Qualität dieser Zeichnung noch deutlich sichtbar. Das Verzeichnis der ausgestellten Zeichnungen von 1838 bezeichnet sie denn auch als „eine der ausgezeichnetsten fleissigsten Arbeiten des Meisters“ und gibt an, dass sie „damals in Paris in Kupfer gestochen werden sollte.“ Tatsächlich besitzt die Zeichnung eine Rahmung, wie sie für Kupferstiche üblich war. Die bis ins Detail ausgearbeitete Ausführung und die Genauigkeit, mit der die changierende Seide des Ordensbandes und die Paspelierung der Manschetten in das graphische Medium übersetzt wurden, machen verständlich, dass bisher nicht an der Eigenhändigkeit des Blattes gezweifelt wurde.
Es handelt sich jedoch nicht um eine Vorzeichnung, sondern um ein „Derivat“ des ausgeführten Gemäldes, wie die gekonnte Umsetzung der farblichen Valeurs zeigt. Über die geplante Verwendung der Zeichnung für einen Kupferstich ist aus den älteren Quellen nichts Weiteres bekannt. Denkbar wäre, dass das Bildnis ursprünglich als Frontispiz für den dritten Band des Dresdner Galeriewerks bestimmt war, der wegen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) nicht über die Vorbereitung hinausgelangt ist. So wie in den beiden publizierten Bänden (1753, 1757) des Recueil d'estampes d'apres les plus celebres tableaux de la Galerie Royale de Dresde (…) die Bildnisse des Königs August III. und seiner Gemahlin Maria Josepha vorangestellt wurden, hätte auch der dritte Band eines fürstlichen Widmungsporträts bedurft. Der Umstand, dass die Zeichnung in Paris gestochen werden sollte, wo tatsächlich ein Großteil der Kupferstiche nach den zuvor in Dresden gefertigten Zeichnungen hergestellt wurden, spricht ebenfalls für eine solche Bestimmung. Die Zeichnung dürfte im engeren Umkreis von Mengs entstanden sein. Eine Rötel-Zeichnung von Therese Mengs nach einem Gemälde der Sammlung Brühl, die laut Schuster für das Galeriewerk zu dessen Sammlung bestimmt war, lässt es zu, sie als Urheberin der Zeichnung zu vermuten.