DW_373 Heiliger Petrus (Mengs, Anton Raphael)

Laut Bericht vom 28. Dezember 1984 führten die Recherchen des Madrider Restaurierungsateliers Istituto Tecnico de Expertización y Restauración S.A. zur Bestimmung des Gemäldes als „indiscutibile boceto o mancha“ für die Stanza dei Papiri.
Abgesehen von einer relativ starken Verschmutzung der Oberfläche infolge des nachgedunkelten Firnisses ist die Malschicht in gutem Zustand. An einigen Stellen hebt sie sich leicht vom Bildträger ab, kleinere Fehlstellen beeinträchtigen die Wirkung kaum. Das Bild ist bisher offenbar nicht gereinigt worden und weist keine Übermalungen auf. Die als Bildträger verwendete Leinwand ist von grober Struktur. Sie wurde für die Doublierung mit einer feineren Leinwand auf allen vier Seiten fransig beschnitten. Die für die Fixierung auf dem Spannrahmen verwendeten Stahlnägel, viele davon rostig, sind nicht ganz neu, aber auch nicht alt. Die Spannkanten wurden nach der Doublierung mit einem hellrosa Schutzpapier überklebt, das auf der Bildseite dunkel eingefärbt wurde. Der Papierstreifen ist teilweise brüchig und löst sich von der Leinwand ab. Wie die älteren Nagellöcher zeigen, ist der Spannrahmen älter als die Doublierung, möglicherweise sogar original. Die Keile wurden nachträglich mit dünnen Drahtstiften stabilisiert. Auf der rechten Leiste des Spannrahmens befindet sich der Rest eines abgerissenen Etiketts, auf dem noch einige in Kursivschrift und mit brauner Tinte geschriebene Buchstaben lesbar sind: „Pao[d?] […]“.
Die in Mengs‘ Schaffen nicht seltenen monochromen Bozzetti hatten vor allem für figurenreiche Kompositionen die Funktion, das „Helldunkel“, d.h. die Licht-Schatten-Balance des späteren Gemäldes zu erarbeiten [DW_318, DW_320]. Charakteristisch für diese Ölskizzen ist ihre pastose und flüchtige Maltechnik und die Vernachlässigung der meistens zuvor ausgearbeiteten zeichnerischen Details. Auch die skizzenhaft angelegte monochrome Ölstudie für den heiligen Petrus ist diesem Projektstadium zuzurechnen. Das Augenmerk gilt der figürlichen Disposition, die dem Endzustand entspricht, wobei fast alle architektonischen Details ausgeblendet wurden. Deren weitere Ausarbeitung erfolgte in Gestalt des farbig ausgeführten modello (Roettgen 1999, Kat. 309). Da sich für das Bildfeld des Petrus außer dem Karton (Roettgen 1999, Kat. 307 VZ 5) keine zeichnerischen Vorarbeiten erhalten haben, stellt der Grisaillebozzetto ein wichtiges Dokument für den Arbeitsprozess dar. Der Petrus war Gegenstand des letzten Kompartiments der Decke, dessen Ausführung erst nach der Rückkehr aus Neapel (Ende März 1773) erfolgte. Der Maler soll in diesem Fall anstelle der Freskotechnik die schneller trocknende Temperatechnik benutzt haben, angeblich um den Abschluss seiner Arbeit zu beschleunigen (Azara-Fea 1787, S. XXIII).
Im Nachlassinventar, das 1779 in Rom erstellt wurde (Roettgen 1999, S. 564, Nr. 64), wird ein auf Leinwand gemalter Bozzetto in „Chiaroscuro“ für den heiligen Petrus erwähnt, dessen Maße mit 3 Palmi romani (ca. 67 cm) angegeben werden. Angesichts der meistens nur geschätzten Maßangaben in Inventaren dieser Art ist es möglich, dass es sich bei dem vorliegenden Bild um das damals mit 25 Scudi bewertete Werk handelt, das in keiner späteren Quelle mehr erwähnt wird. Anscheinend gelangte das Bild später nach Spanien, wo es vom Vorbesitzer erworben wurde.