Die in einem der drei Klebebände aus dem Besitz von König Fernando VII (1784-1833) befindliche Zeichnung gehört einem frühen Stadium der Entwurfsarbeit für die Deckengestaltung an. Die architektonische Gliederung der Decke samt Rahmenprofil, die dem ausgeführten Schema entspricht, wurden in brauner Feder und offensichtlich von anderer Hand gezeichnet. Die in Tinte vermerkten Höhenangaben in palmi romani (9 11/12 x 10 5/12) für die seitlichen Felder kommen denen der Decke ziemlich nahe (221,5 x 232,7 cm).
Die flüchtig skizzierte Komposition des mittleren Deckenspiegels zeigt über einem Stufenpodest eine sitzende Frau (Historia) mit einem Buch, das sie auf den Rücken einer unter ihr kauernden männlichen Figur (Saturn) stützt. Rechs neben ihr steht eine männliche Gestalt (Janus), von links naht ein nackter Knabe mit Flügeln (Genius), der ihr etwas überreicht. Hinter ihm stehen zwei weitere Kindergestalten. Den Vordergrund nimmt eine am Boden liegende Gestalt ein, wohl zu interpretieren als Personifikation eines der in diesem Kontext gängigen Widersachers (Ignorantia?) und über der ganzen Szene schwebt eine geflügelte Fama.
Es handelt sich um das ikonographische Personal der späteren Komposition, dessen Gruppierung jedoch noch die formale Artikulation fehlt. Die rahmenden Voutenfelder bleiben weitgehend leer, zeigen aber bereits einige der ausgeführten Motive. Erkennbar sind eine liegende Sphinx und eine von Gestalten flankierte Karyatide, die den mittleren Plafond mit den Ecken des Gewölbes verbindet. Für die zentralen Bildfelder auf den Längsseiten der Voute sind alternativ eine ovale und eine polygonale Rahmung angedeutet, auf der Schmalseite der Voute unterhalb des Mittelbildes ist eine architektonische Rahmung skizziert, die den Ädikula-Thron vorwegnimmt, der später die Gestalt von Petrus aufnehmen wird, während das später Moses zugewiesene Feld noch ein von Putten gerahmtes päpstliches Wappen enthält, das, obwohl nicht näher definiert, von Sancho auf Clemens XIV. bezogen worden ist.
Die Zeichnung, deren Provenienz nicht bekannt ist, ermöglicht damit eine Präzisierung der relativen Chronologie des Entwurfsprozesses. Sie geht entwicklungsmäßig den Entwürfen in Philadelphia [DW_307/VZ_03, recto und verso] voraus, die das kompositorische Konzept fixieren, das anschließend durch die nachträgliche Einfügung der Museumsvedute verändert wurde [>307B].