Im Lichte neuerer Forschungen ist die Bestimmung des Blattes durch Péréz Sanchez als „obra madrileña de la segunda mitad del siglo XVII, en relación con Carreño“ nicht haltbar. Die breit und großzügig gesetzten Konturen in weicher Kreide verweisen auf andere Studien von Mengs [Roettgen 1999, Z 103 recto und verso]. Eine Zeichnung von Phillip Jakob Becker, der sich von 1779 bis 1785 in Rom aufhielt und dort Zugang zu Mengs‘ Atelier und zu seiner Abguss-Sammlung hatte, stellt vermutlich denselben Torso in einer etwas anderen Ansicht dar (Abb.). Auffällig ist die Ähnlichkeit der beiden Zeichnungen zu einem Torso (Abb.) in Schloss Pawlowsk, den Großfürst Paul 1782 in Rom erworben hatte (AK Krieg und Frieden 2001). Eng verwandt ist außerdem der Abguss eines Torsos der Aphrodite, der sich in Mengs‘ ehemaliger Abguss-Sammlung in Dresden befindet den Kiderlen als Variante des Typs der Venus Medici bestimmt hat (Kiderlen 2006, Abb.). Azara überliefert, dass sich Mengs in seinen letzten beiden Lebensjahren selbst die Aufgabe gestellt hatte, den Marmortorso einer Venus zu ergänzen, der bei Azaras Grabungen auf dem Gelände der Villa Negroni gefunden worden war. Er machte zwei Versuche, die Beine zu ergänzen, konnte sie jedoch nicht mehr vollenden (Azara-Fea 1787). Möglicherweise entstand die Zeichnung in Zusammenhang mit diesem Projekt, das durch die Abrechnung des Gipsformers Barsotti vom Juni 1778 für die Abformung von „due gambine che fece il Cavaliere per una Venere“ dokumentiert ist (Roettgen 2003).