Es handelt sich um eine deutlich spätere Kopie, wie der energische und zugleich lockere Duktus zeigt, der nichts mit den akademischen Kopien des 18. Jahrhunderts zu tun hat. Der Zeichner übersetzte die damals in der Accademia delle Belle Arti in Florenz befindliche Vorlage frei in das Medium der roten Kreide, wodurch sich die Erscheinungsweise der Figur stark veränderte.
Der Kontext der Entstehung dieser Kopie erschließt sich aus der Widmung an „Alessandro Galt“. Er ist mit dem amerikanischen Bildhauer Alexander Galt (1827-1863) zu identifizieren, der von 1848-1852 in Florenz studierte und der sich ein zweites Mal von 1858-1860 in Italien aufhielt. Bei dem über der Widmung in Feder gezeichneten Profilbildnis eines Mannes mit Fliege und gestärktem Kragen handelt es sich offensichtlich um das Bildnis des Mannes, der Galt diese Zeichnung von Mengs dedizierte, nämlich den aus Brescia stammenden Bildhauer Giovanni Battista Lombardi, den Galt anscheinend in Italien kennengelernt hatte. Vermutlich fand diese Begegnung in Florenz statt, wo Galt längere Zeit ansässig war. Ob die Kopie von Lombardi stammt, ist unklar. Porträtzeichnung und Aktstudie sind stilistisch so unterschiedlich, dass sie nicht von einer Hand stammen können. Lt. Aufschrift hielt Lombardi die Zeichnung für ein Werk von Mengs und daher für wertvoll genug, um sie, versehen mit seinem Bildnis, Galt als Freundschaftsgabe zu schenken.