Recto
Die beiden auf dem recto vereinten Entwürfe, die wie viele Skizzen von Mengs mit einer dünnen Linie bildmäßig eingefasst sind, lassen sich mit keinem der bisher bekannten Gemälde dieser Thematik [Roettgen 1999, Kat. 33, 43-46, DW_Z_45/VZ_] verbinden. Auch DW_Z_165 bezieht sich eindeutig auf dieselbe Bildidee, deren ikonographisches Merkmal es ist, dass das Jesuskind anders als in den anderen Versionen des Themas den sich zu ihm herabneigenden Nährvater Joseph liebevoll umarmt. Die Varianten, die in den drei Versionen durchgespielt werden, betreffen die Haltung des Kindes (am unteren Bildrand als Einzelfigur wiederholt), das linke Bein Josephs und die Bildproportion und geben so einen interessanten Einblick in den Bildfindungsprozess. Zahlreiche Skizzen ähnlicher Art, die in Format, Technik und Posen variieren [Roettgen 1999, Z 94, Z 99] belegen, dass es sich um ein für Mengs zentrales Thema handelt, das niemals an Aktualität verlor.


Verso
Das Vorbild der weiblichen Gewandstatue, die skizzenhaft auf dem verso wiedergegeben ist, ist die in der Loggia dei Lanzi in Florenz befindliche überlebensgroße Statue der Salonina Matidia, eine Nichte Kaiser Trajans, die später die Schwiegermutter Hadrians wurde. Damit ist eine zeitliche Eingrenzung der Skizze auf die Florentiner Aufenthalte (1770/71, 1773/74) möglich. Möglicherweise steht die Zeichnung im Zusammenhang mit dem stark verkleinerten Gipsabguss der Figur, den Mengs besaß und der als moderne Nachbildung gilt (Kiderlen 2006, Kat. 200, S. 279). Abweichend vom ergänzten Original ist der rechte angewinkelte Unterarm, dessen fehlerhafte Position die Zeichnung dokumentiert, im Gips berichtigt. Die Skizze dokumentiert demnach, dass sich Mengs mit dieser Problematik auseinandergesetzt hat, um sie vom Gipsformer korrigieren zu lassen.