Im Inventar des Museo de la Trinidad wird das Porträt als „retrato de un joven con bucles epolvados“ bezeichnet. Das aufgrund seiner maltechnischen Merkmale als Modellstudie nach dem Leben anzusprechende Bildnis dürfte aus dem römischen Nachlass von Mengs stammen. Dafür spricht neben dem unvollendeten Zustand die Provenienz aus der Sammlung des D. Sebastian Gabriel von Bourbon. Ein Teil von dessen Gemäldesammlung kam während seiner in Italien verbrachten Jahre zustande sowie durch die Vermittlung von José de Madrazo, der von 1803 bis 1819 in Rom lebte. Während des italienischen Exils des Infanten (1839-1855) befand sich seine Sammlung im Museo de la Trinidad, einem aufgelassenen Konvent im Zentrum Madrids, wurde ihm aber nach seiner Rehabilitierung zurückgegeben.
Für eine genauere Datierung des Bildnisses lassen sich keine Indizien benennen, da Mengs während seiner gesamten Karriere Modellstudien dieser Art angefertigt hat. Gleichwohl liegt die Vermutung nahe, dass es in Rom entstanden ist, wo sich während des Zeitraums, in dem er dort arbeitete, viele Angehörige der europäischen Oberschichten einfanden. Der leger-freundliche und leicht arrogante Gesichtsausdruck des Dargestellten sprechen dafür, dass er diesen Kreisen angehört, wenngleich seine Gewandung und Haartracht keine Anhaltspunkte für seine Identität geben. Physiognomisch sehr ähnlich ist jedoch der mit höfischer Eleganz gekleidete Unbekannte in einem ganzfigurigen Porträt von Pompeo Batoni (Abb.), das um 1760 entstanden ist und das aufgrund seiner Ausstattung mit Romrequisiten wohl einen jungen Briten auf Grand Tour darstellt (E. Peters Bowron, Pompeo Batoni. A complete catalogue of his paintings. New Haven/ London 2016, I, Kat. 230).