Merlos Aussage, dass das Bildnis der Königin kein eigenhändiges Werk von Mengs sei, wird durch das von Jordán de Urríes y de la Colina veröffentlichte Dokument bestätigt, bei dem es sich um einen Kommentar von Mengs zu einer Rechnung handelt, die der Hofmaler José del Castillo (1737-1793) am 28. März desselben Jahres gestellt hatte. Er gibt an, dass er selbst das Bildnis retuschiert hat.
Das Dokument gibt Einblick in die Praxis der offiziellen Porträtmalerei während der Tätigkeit von Mengs am spanischen Hof. Dass dieses Vorgehen gängige Werkstattpraxis war, zeigt der analoge Fall der Porträts des Kronprinzen und der Kronprinzessin, die der Maler Francisco Javier Ramos (1744-1817) im April 1767 nach der Anlage des Meisters fertig stellte, bevor dieser es zur endgültigen Vollendung überging (Roettgen 2003, S. 517, biogr. Dok. 13.4.1767).
Das heute im Prado befindliche Bildnis ist zweifellos das in diesem Dokument genannte Werk, da Mengs angibt, es für die Prinzessin von Asturien retuschiert zu haben. Tatsächlich befand es sich 1781 in ihren Gemächern, wie aus der Beschreibung von Merlo hervorgeht.
Merlos Kommentar zur Autorschaft des Bildes unterscheidet zwischen der nicht auf Mengs zurückgehenden Anlage des Bildnisses und der meisterhaften Ausführung durch Mengs, besonders der Hände und der Spitzen. Sie ist der Grund dafür, dass er das Bildnis als Werk von Mengs und als vollkommenstes und bestes Bildnis der Königin bezeichnet.
Als Vorlage kommen die auf den neapolitanischen Hofmaler Francesco Liani zurückgehenden Bildnisse der Königin in Frage, die vor 1759 entstanden sind. Am nächsten steht ihm das ovale Porträt im Museo Nazionale von Capodimonte in Neapel (s. Roettgen 1980/1, S. 391 und Abb. 4). Von diesem Bildnistypus existieren mehrere Versionen in Spanien (z. B. Leihgabe des Prado im Museo Provincial de Santa Cruz in Teneriffa, s. J. A. Godoy, La corona de Carlos de Borbón, in: Reales Sitios 26, 1989, Nr. 100, S. 29-36).