DW_82 Hl. Johannes der Täufer predigend (Mengs, Anton Raphael)

Das während des zweiten Spanienaufenthaltes entstandene Gemälde war bis zu seiner Wiederentdeckung im Jahr 2012 nur aus der Zweitversion in St. Petersburg (Roettgen 1999, Kat. 84) bekannt. Die metrischen Maße, die erheblich kleiner sind als die seines Doppelgängers, entsprechen den Angaben, die Azara dazu macht (6 Fuß hoch, weniger als 5 Fuß breit). Der lückenlose „Stammbaum“ der Provenienz liefert einen weiteren Beleg dafür, dass es sich um das Werk handelt, das Mengs zwischen 1774 und 1776 für seinen Freund und Gönner D. Pedro Sarmiento gemalt hat. Da das Bild laut Azara für die Hängung unter einem Fenster bestimmt war, habe der Maler dafür ein kontrastreiches Kolorit gewählt, das diesen ungünstigen Umständen angemessen war. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesem Ort um das große Altarretabel der Colegiata S. Maria del Manzano in Castrogeriz bei Burgos, in das sechs Gemälde eingelassen sind. Das mittlere und größte Bild ist eine Verkündigung an Maria, die Mengs bereits 1767 gemalt hatte (Roettgen 1999, Kat. 5), als der Altar laut Datum fertiggestellt war. Das im Scheitelpunkt der Altararchitektur und unter einem Rundfenster platzierte Gemälde aus dem 17. Jahrhundert stellt Johannes den Täufer dar. Möglicherweise hatte Sarmiento vor, dieses Gemälde durch Mengs ersetzen zu lassen. Sein Tod im Jahr 1776 könnte dies vereitelt haben. Das Gemälde verblieb daher in Madrid, wo es Ponz 1788 gesehen hat. Auch der forciert plastische Stil des Bildes spricht für diese These.