Bildlich überliefert durch: 56/GR_01 und 56/GR_02
Obwohl das von Bray identifizierte Gemälde auf Leinwand und nicht auf eine Holztafel gemalt ist, kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich um dasselbe Gemälde handelt, von dem Azara 1780 berichtet, dass Mengs es für seinen Freund, den ayuda de camára A(l)merigo Pini, gemalt hat, der noch zwei weitere Gemälde von ihm besaß (Roettgen 1999, Kat. 94-WK1,98). Azara zufolge war der Bildträger eine Holztafel von ca. vier Fuß Höhe (ca. 110 cm). Diese Angaben sind jedoch insofern als approximativ zu bewerten, als Azara z. Zt. der Abfassung des Werkverzeichnisses in Rom lebte.das Bild sich damals aber in Madrid befand. Abgesehen davon wäre auch eine spätere Übertragung auf Leinwand denkbar, ein Verfahren, das während des 19. Jahrhunderts in Mode kam.
Das während der ersten Spanienperiode (1761-1769) entstandene Bild steht stilistisch den vier Passionsszenen für das Schlafzimmer des Königs nah (Roettgen 1999, Kat. 53, 55, 57, 64). In der Auffassung des Leidensausdrucks Christi greift Mengs gezielt auf die spanische Tradition zurück. Andererseits folgt er jedoch mit der betont akademischen Konzeption des Oberkörpers, der mit seiner bis auf wenige Striemen am Oberarm makellosen Oberfläche in einem deutlichen Kontrast zum schmerzvollen Gesichtsausruck steht, eher der durch Guido Reni begründeten Tradition der bolognesischen Schule.