DW_333 Friedrich Christian von Sachsen-Wettin (1722-1763) als Kurprinz (Mengs, Anton Raphael)

Die Herkunft und die spätere Geschichte der beiden Porträts, die bis 2017 dauerhaft als Pendants vereint blieben, lassen sich dank der Publikation der archivalischen Belege zur Provenienz (Maritano 2012) klären: 1779 befanden sie sich in der römischen Residenz von Carlo Roberto Taparelli di Lagnasco, in der Nähe von S. Carlo ai Catinari. Lagnasco war von 1733 bis 1764 Gesandter (ministro plenipotenziario) des polnisch-sächsischen Hofes beim Heiligen Stuhl. In dieser Funktion hatte er sich 1746 auch um die gerade in Rom angekommene Familie Mengs zu kümmern, nachdem ihm Ismael Mengs ein Empfehlungsschreiben des Grafen Brühl überreicht hatte (biogr. Dokumentation vom 11. Juni 1746, in Roettgen 2003, S. 465).
Nach dem Ende seiner Karriere blieb Lagnasco in Rom, wo er am 6. Februar 1779 verstarb. In seinem Testament bestimmte er u. a., dass sein Universalerbe die beiden Bildnisse des Kurfürsten und der Kurfürstin “del Cavalier Mengs” erhalten sollte. Diese Aussage gewinnt aufgrund seiner langjährigen Beziehung zum polnisch-sächsischen Hof an Gewicht, zumal auch Mengs zu dieser Zeit in Rom lebte. Wahrscheinlich entstanden die beiden Bildnisse bereits in Rom, wohin Mengs die Vorlagen der beiden Dresdner Versionen mitgenommen haben muss, wie sich aus seinem Nachlass-Inventar ergibt (Roettgen 1999, S. 566, f. 493 r, n. 52). Für die Datierung kommen die Jahre zwischen 1752 und 1761 in Frage. Da Mengs in dieser Zeit über keine spezialisierte Werkstatt verfügte, dürfte die Ausführung, die in Kleinigkeiten von den Erstversionen abweicht, im Wesentlichen eigenhändig sein. Die Beteiligung von Gehilfen ist gleichwohl naheliegend.
Wie aus dem Inventar hervorgeht, das nach Lagnascos Tod erstellt wurde, befanden sich die beiden Bilder seitlich eines Kamins in einem Raum des Appartements im Erdgeschoss (Dok. 2). Das lässt darauf schließen, dass ihnen hier eine repräsentative offizielle Funktion zukam.