Die alte Aufschrift der kleinen Tafel ist mit Sicherheit nicht auf den Dargestellten, sondern auf den Künstler zu beziehen. Die aufwändige Präsentation des hochovalen Büstenporträts als Trompe-l’Œil in einer gemalten Kartusche findet in Mengs‘Oeuvre keine Parallelen und folgt einer Typologie, die nördlich der Alpen seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar ist und die auch für Titelvignetten in Druckwerken üblich war (Beispiele bei Lange).
Die beiden Putten, die den Rahmen des Medaillons flankieren, ermöglichen den stilistisch und technisch überzeugenden Vergleich mit zwei in Grisaille ausgeführten Bozzetti, die während des ersten spanischen Aufenthaltes von Mengs (1761-1769) entstanden sind [DW_319, DW_320]. Auch der monochrome Bozzetto für den hl. Petrus in der Stanza dei Papiri von 1773 [DW_373] stützt die Zuschreibung an Mengs. Für die Porträtpose und den Gesichtstypus lassen sich mehrere Vergleichsbeispiele benennen (Roettgen 1999, Kat. 193, 235, 245).
Die Helmzier und der Schild deuten darauf hin, dass es sich bei dem Dargestellten um einen Angehörigen des Adels mit militärischen Würden handelt. Auf seine Verdienste spielt der Putto mit dem Palmwedel an. Das Bildnis, das zum Altbestand der Kasseler Gemäldegalerie gehört, verweist wegen der für die rückseitige Beschriftung gewählten Namensform „Rafael Mengs“ auf einen spanischen Kontext.