DW_323 Amor prüft einen Pfeil (Mengs, Anton Raphael)

Bei geringeren Abmessungen ist der Bildausschnitt etwas größer genommen als im Pastell. Das Kolorit ist kräftiger und gesättigt, was sich aus der unterschiedlichen Technik erklärt. Ansonsten ist die Übereinstimmung mit dem Original formal sehr eng. Abweichend von diesem ist der Schleifstein jedoch verziert. Auf seiner Längskante ist eine metallisch glänzende Rosette angebracht und auf der kurzen Seite befindet sich eine ebenfalls metallisch glänzende Öse, die vielleicht als Halterung zu interpretieren ist. Das Gebilde ähnelt so eher einem verschließbaren Kästchen, vielleicht zu verstehen als Behälter für den Schleifstein. In jedem Fall handelt es sich um eine gezielte Zutat, die auch inhaltlich relevant ist. Angesichts der hohen Qualität der malerischen Ausführung, die dem Original nicht nachsteht, liefert dieses Detail ein weiteres Argument für die Eigenhändigkeit, auch wenn den Quellen nichts über eine in Öltechnik ausgeführte Zweitversion zu entnehmen ist. Es ist lediglich bekannt, dass sich eine eigenhändige Version des Amor im Besitz von Giovanni Battista Casanova in Dresden befand. Da sie 1796 in dessen Nachlass-Inventar unter den Gemälden aufgelistet ist (Kanz 2008, S. 159), dürfte es sich um ein Ölbild gehandelt haben. Die Gemälde aus dem Nachlass wurden 1797 vom Fürsten Alexander Beloselski erworben und gelangten teilweise nach 1917 in den Kunsthandel.
Grundsätzlich ist die Möglichkeit der Wiederholung in Öl naheliegend, wie der ähnlich gelagerte Fall des Bildnisses des Louis de Silvestre zeigt [DW_350].