DW_316 Beweinung (Grablegung) Christi (Mengs, Anton Raphael)

Vincenzo Barsotti war der Gipsformer, mit dem Mengs in seinen beiden letzten römischen Jahren eng zusammengearbeitet hat. Nach dem Tod des Malers, mit dem sich eine Art von Freundschaft entwickelt hatte, schuldeten ihm die Erben, zu denen er in gutem Kontakt stand, eine größere Summe Geldes. Es ist anzunehmen, dass Barsotti aus diesem Grund in den Besitz einiger Arbeiten kam, die noch heute im Besitz seiner Nachkommen sind (DW_62/VZ_01) und die nicht im Nachlassinventar (Roettgen 1999, S. 562-572) erfasst wurden.
Das vom Anspruch und von der Technik her als Modello anzusprechende Gemälde stimmt gegenständlich bis in alle Einzelheiten mit dem Karton der Beweinung Christi für den Marchese Rinuccini überein, an dem Mengs in seinen beiden letzten Lebensjahren gearbeitet hat, von der er aber nur den Karton vollendet hat (Roettgen 1999, Kat. 59).
Der Modello ermöglicht es, sich eine exakte Vorstellung von der intendierten Farbigkeit dieses nicht mehr begonnenen Gemäldes zu machen, die bisher aufgrund der Kopie von Giuseppe Antonio Fabbrini (Roettgen 1999, Kat. 59-WK1) nur annäherungsweise erschlossen werden konnte. Obwohl die Farbgebung im Großen und Ganzen konform ist, zeigen sich in einigen Partien Differenzen. Die Tunika der Maria ist nicht rosa, sondern hellblau, die rotblonde (nicht blonde) Maria Magdalena, die dabei ist, Christus die Dornenkrone vom Haupt zu nehmen, trägt abweichend von Fabbrinis Kopie ein Übergewand in kräftigem Blau. Die über die Schulter geschlagene Schärpe der knienden Frau in Profilansicht ist nicht rosa, sondern grün, während ihr Untergewand einen rosavioletten Ton hat. Ihre turbanartige Kopfbedeckung wird von einem Band in kräftigem Karminrot zusammengehalten, das dem Kolorit einen zwar kleinen, aber sehr wirksamen Akzent gibt.