DW_196 Bildnis Onorato Maria Caetani (1742-1796) (Mengs, Anton Raphael)

Das von Mengs’ Erben verfasste Werkverzeichnis, das dem 1780 erstmals in Buchform erschienenen Elogio storico von Gian Ludovico Bianconi hinzugefügt wurde, widmet dem Bildnis des Onorato Caetani als einem der letzten Werke des Malers eine ausführliche Beschreibung. Außerdem wird hier der Text wiedergegeben, den Caetani unter das Bildnis gesetzt hatte, um den von ihm sehr geschätzten Maler zu ehren.
Vor wenigen Jahren hat sich die bis dahin für verloren gehaltene Plakette mit diesem Text (Roettgen 1999, Kat. 196, S. 297) in den Beständen der Fondazione Caetani wiedergefunden. Es handelt sich um eine aufwändig geschnitzte Holzkartusche im Stil Louis XVI, auf deren blauen Grund ein längerer Text mit Goldbuchstaben in Capitalis geschrieben ist. Die inzwischen restaurierte Kartusche besitzt noch die originale Aufhängung, mit deren Hilfe sie an der unteren Rahmenleiste befestigt war.
Der erste Teil des Textes ist ein freies Zitat nach Plinius, das Apelles gilt, den der Tod an der Vollendung eines Gemäldes der Venus gehindert hatte. Der zweite Teil ist eine Widmung Caetanis an den verstorbenen Maler.
INVIDIT MORS NEC QUI SUCCEDERET OPERI/ AD PRESCRIPTA LINEAMENTA INVENTUS/ EST
Übersetzung : Der Tod verhinderte die Vollendung des Werkes und es gab niemanden, der es gemäß dem bereits Begonnenen vollenden konnte.
PLIN. HIST.LIB. 35 CAP.10. Nach heutiger Nummerierung der Paragraphen handelt es sich um Plinius, Hist. Nat. 35. 92: Apelles inchoaverat et aliam Venerem Coi, superturus etiam illam suam priorem. Invidit mors peracta parte, nec qui succederet operi ad praescripta liniamenta inventus est.
HONORATVS CAJETANI IMMORTALI ET/ AMICO SUO ANTONIO RAPHAELI MENGS HAEC/ GRATI ANIMIVERBA POSUIT
Übersetzung : Onorato Caetani hat dies aufgeschrieben für den unsterblichen Mengs, seinen Freund.
Als Bekrönung der Schrifttafel dient ein hochovales Medaillon, das von ajour geschnitzten Blütengirlanden und Schleifen eingefasst ist. Es rahmt eine Miniatur mit der Halbfigur des von Pfeilen verletzten hl. Sebastian. Die stilistischen Merkmale des kleinen Bildchens lassen an Antonio Cavallucci denken, der seit 1776 der „Hausmaler“ der Caetani war. Warum Caetani einen hl. Sebastian gewählt hat, ist nicht bekannt.