DW_304/WK_04 Apollo, Mnemosyne und die neun Musen (Rom, Villa Albani-Torlonia, Galerie) (Calbó y Caldés, Pasqual)

Die Kopie, ihre Provenienz und ihr Urheber konnten anhand der Korrespondenz des Fürsten Kaunitz-Rietberg sowie des Tagebuches des Gouverneurs Zinzendorf geklärt werden. Der von Kaunitz geförderte menorquinische Maler Calbó y Caldes erhielt nach seiner Ankunft in Rom im Herbst 1774 von Kaunitz den Auftrag, mehrere Kopien nach den römischen Fresken von Mengs anzufertigen (Dok. 1). Außer dem Plafond der Villa Albani gehörten auch die Deckenbilder der Camera dei Papiri und der Kirche S. Eusebio zu diesem Auftrag. Die erste Kopie, die Calbó anfertigte, war die nach dem „Parnass“. Er begann damit noch im Herbst 1774 (Dok. 1), musste aber seine vom Kardinal Albani genehmigte Arbeit in der Villa während des Winters unterbrechen (Dok. 2). Im Frühjahr 1775 wurde die Kopie vollendet und über Venedig nach Wien versandt (Dok. 4).
Eine Kopie nach einem Plafond von Mengs, die der Graf Zinzendorf am 31. 12. 1777 bei Kaunitz sah, sah er erneut am 4. 1. 1778 beim Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Möglicherweise hatte Kaunitz sie dem Herzog geschenkt. Dass es sich dabei um die Kopie nach dem „Parnass“ handelte, ergibt sich aus dem Umstand, dass dies die einzige Kopie nach Mengs ist, die in den Besitz des Herzogs Albert gelangt ist. Der Verbleib der übrigen Kopien nach Mengs ist nicht bekannt. In der Albertina haben sich jedoch weitere vier Gouache-Kopien nach Werken von Reni, Carracci und Guercino erhalten (Inv. Nrn. 1772-1775), von denen in der Korrespondenz Brunati-Kaunitz mehrfach die Rede ist. Auch wenn ihre Qualität besser ist als die der allerdings schlecht erhaltenen Kopie nach Mengs, dürften sie ebenfalls von Calbó i Caldés stammen, der sich auf diese Weise für sein durch Kaunitz gewährtes Rom-Stipendium revanchierte.