Die Deutung des Bamberger Sammlers Joseph Heller, der die Zeichnung als "altdeutsche Edelfrau" aus dem Profil und von der Rückseite in die Forschung einführte (Heller Dürer 1827 I, S. 166, Nr. 122), galt bis 1892, wodurch Jutta Zander-Seidel zufolge die dargestellte Freizügigkeit gerechtfertigt wurde (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2003, S. 164). Dass Dürer die Figur in seinem um 1496/ 1497 als Teil der "Apokalypse" entstandenen Holzschnitt "Das babyolonische Weib" verwendete, förderte die wiederholt geäußerte Interpretation als Kurtisane. Erst Gábor Térey identifzierte die Tracht 1892 als detailliert ausgestaltete Kleidung der venezianischen Oberschicht (vgl. Térey 1892, S. 20).
Auch die Rückseite der datierten und monogrammierten Kostümstudie ist gestaltet. Dort ist eine weitere "Venezianerin" (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3064v), deren Hals und Kopf der Beschneidung des Blattes zum Opfer gefallen ist und die in verschiedenen Verzeichnissen unter eigener Nummer geführt wird. Die vorder- und rückseitig herangezogenen Tinten wurden zur Klärung des Zeichnungsprozesses in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt untersucht (vgl. Tintenprojekt 2011-2012).
S. 3, Nr. 459
S. 126, Nr. 1278
S. 134, Nr. 11
S. 101, Nr. 125
S. 180, unter Nr. 6.4