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feine Einfassungslinien
Wohl zwischen 1506 und 1508 entstand Raimondis Kopie nach Dürers um 1503 entworfenem Holzschnitt "Mariens Tempelgang" als eines von insgesamt 17 Blättern nach dessen erst 1511 vollendetem und verlegtem "Marienleben". Trotz der Umsetzung in Kupferstich ist die Orientierung an der Vorlage deutlich.
Auch der Kopist zeigt wie Joachim und Anna ihre Tochter zum Tempel bringen und setzt die apokryphe Erzählung als vielfigurige Szene um. Während die Eltern Mariens in einer Menschengruppe am Fuß der Treppe stehen, erklimmt das Mädchen mit wehenden Haaren die ersten Stufen. Ohne sich umzuwenden, läuft es zügig zum Hohepriester hinauf, bei dem sie in den folgenden Jahren ihre religiöse Erziehung bekommen soll. Zwar betont die zentrale Position im Blatt die Bedeutung des Mädchens, doch ist es im verlorenen Profil dargestellt und von einer Säule angeschnitten.
Während unten rechts das Monogramm an den geistigen Schöpfer der Bildidee erinnert, finden sich Hinweise auf Kopisten sowie Verleger nur auf dem letzten Blatt der kopierten Folge (vgl. Petri 2014, S. 55). Der Bamberger Sammler Joseph Heller erwähnt 1827, dass die ersten Abzüge von Raimondis Kopien vor der Nummer und die nachfolgenden mehrfach retuschiert und von 1-17 durchnummeriert worden seien (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 656).