Einfassungslinien
Der Kunstschriftsteller und -sammler Ralf von Retberg widmete sich im Besonderen dem Werk von Dürer. Seine Verehrung für den Nürnberger Künstler ging sogar so weit, dass er eigene Dürer-Feste veranstaltete, zu denen er Gleichgesinnte einlud (vgl. ADB, Bd. 28, S. 251).
Retberg, der sich auch wissenschaftlich mit Dürer auseinandersetzte, reproduzierte seltene graphische Blätter des Künstlers, die schon seinerzeit kaum noch auf dem Kunstmarkt anzutreffen waren. Diese druckte er dann limitiert, nummeriert und, wie handschriftliche Inschriften auf einigen Rückseiten von Retbergs Reproduktionen u.a. im British Museum belegen, kennzeichnete er diese. Dabei vermerkte er oft sogar das zugrundeliegende Exemplar.
Unter den für Kunstfreunde und -sammler bestimmten Reproduktionen war auch der seltenste der Dürer’schen Knoten, die dieser inspiriert von italienischen Vorbildern wie Andrea Mantegna und Leonardo da Vinci nach 1507 entworfen hatte. Dürer selbst bezeichnete die dekorative Holzschnittfolge in seinem sogenannten Tagebuch der niederländischen Reise, das durch zwei frühneuzeitliche Abschriften überliefert ist, als „die 6 Knodn“. Retberg hatte das Original des raren Knotens für seine eigene Sammlung erwerben können (vgl. Aukt.-Kat. Amsler & Ruthardt, Berlin, 04. und 05. März 1886, S. 8, Nr. 113).