Boch, Eugen von (1809-1898)

Nach Schulzeit in der Schweiz, Studien in Paris und Auslandsreisen übernahm Boch 1832 Leitung der Steingutfabrik in Mettlach/Saar, die vom Vater Jean-François Boch-Buschmann (1782-1858) in der 1809 nach der Säkularisation erworbenen ehemaligen Abtei eingerichtet worden war. 1836 erfolgte unter seinem Einfluss die Fusion zur neuen Gesellschaft Villeroy & Boch. Unter der Leitung Bochs erlebte das Unternehmen die entscheidenden Weichenstellungen in seiner Entwicklung von der Manufaktur zur Großindustrie (Steingut, Porzellan, Glas, Mosaiken, Tonröhren, Dachziegel). Mit der erfolgreichen Gründung zahlreicher Zweigfirmen im In- und Ausland erreichte das Unternehmen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Rang einer Weltfirma. Ein beachtliches soziales Engagement lässt die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen wie Alters- und Krankenversicherungen für die Arbeiter der Firma erkennen. Nach der 1878 erfolgten Übergabe der Unternehmensleitung an den Sohn René (1843-1908) widmete er sich der Verbesserung der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Kreis Merzig. In Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste wurde er zum Kommerzienrat und zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. 1892 erfolgte die für erfolgreiche Unternehmer nicht unübliche Erhebung in den erblichen Adelsstand.
Die Förderung kultureller Belange war Boch stets ein besonderes Anliegen. Hierzu gehört die Sammlung von Urkunden und Dokumenten zur Geschichte der Abtei Mettlach (1875 von Johann Christian Lager publiziert). Im Zusammenwirken mit dem befreundeten Architekten und Altertumsforscher August von Cohausen, der zeitweise auch Mitdirektor der Mettlacher Fabrik war, kümmerte sich Boch um die Erhaltung und Wiederherstellung von Kirchenbauten (Merzig, Mettlach, Liebfrauen in Trier) und sorgte für die Rettung des romanischen „Alten Turms“ in Mettlach und der benachbarten Burgruine Montclair vor dem Verfall.
Darüber hinaus werden ihm wesentliche Beiträge zur Altertumsforschung der Region verdankt, über die er wertvolle Aufzeichnungen hinterließ. Insbesondere sind seine Ausgrabungen keltischer Fürstengräber bei Weiskirchen (1851, 1866), Wallerfangen (1853) und Besseringen (1863) zu nennen. Das Boch'sche Museum in Mettlach, das seinerzeit als die größte keramische Privatsammlung galt, diente nicht nur als Musterkollektion zur Anregung für die entwerfenden Künstler der Firma sowie als Belegsammlung der eigenen Produktion, sondern auch zur Aufbewahrung archäologischer Fundstücke aus der Region. Der 1852 im benachbarten Nennig aufgefundene große römische Mosaikboden soll einen Anstoß zu der 1869 eingerichteten Mosaikfabrik in Mettlach gegeben haben, die sich in der Gründerzeit zu einem blühenden Unternehmen entwickelte. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war die Boch'sche Mosaikfabrik zudem mehrfach an der Bergung und Restaurierung römischer Mosaiken in Trier engagiert. Darüber hinaus interessierte sich Boch persönlich auch für „experimentelle Archäologie“ und versuchte sich in den 1880er Jahren in der Nachahmung römischer Keramik und Gläser.
Seit den 1850er Jahren unterhielt Boch fast fünf Jahrzehnte lang intensive Kontakte zu den Altertumsvereinen und -museen in Mainz, Bonn, Luxemburg und Trier; großzügig überließ er ihnen vielfach Stücke aus seinen Ausgrabungen und Sammlungen. Davon profitierte insbesondere das Provinzialmuseum in Trier, dem er 1878 seine umfangreiche Kollektion römischer Münzen samt dem von Antoine Namur erstellten Verzeichnis überließ.
Als korrespondierendes Mitglied stand er mit der „Gesellschaft für Nützliche Forschungen“ in Trier und dem „Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande“ in Bonn in Verbindung und war Ehrenmitglied der „Société pour la Recherche et la Conservation des Monuments Historiques“ in Luxemburg.
Als nahezu einmalig in der Industriegeschichte gilt die lückenlose Kontinuität, mit der die Familie Boch seit 1748 über acht Generationen bis in die Gegenwart in der Keramikproduktion tätig ist. Als Großindustrieller und Philanthrop, aber auch als Mäzen von Kunst und Wissenschaft, stellt Eugen von Boch ihre herausragende Persönlichkeit dar.