Die auf ein Brustbildnis mit einer Hand reduzierte Zweitversion des in Providence befindlichen Bildnisses ist seit 1958 bekannt. Harald Olsen, der damalige Direktor des Königlichen Museums Kopenhagen schrieb am 12.September 1958 dazu an Anthony M. Clark, damals Kurator der Gemäldesammlung der Rhode Island School of Design, die ein Jahr zuvor das besagte Porträt erworben hatte:
„As to the Mengs portrait I send you a photograph of a painting, called Peder Als: Portrait of Mengs. As you will see it is a copy of your Mengs-portrait. Peder Als was a Danish painter (1726-1776); he was in Rome 1756-60 and became a pupil of Mengs. If you will be able to identify the sitter, we should be glad to learn about it.” (Providence, Rhode Island School of Design, File Mengs). Eine Abbildung des Gemäldes war bis 2018 nicht verfügbar. Daher wurde das Bild im gedruckten Werkkatalog von 1999 als Wiederholung (WK 1) klassifiziert. Die nach 2018 erfolgte Restaurierung und der Vergleich der beiden Versionen haben zu einer anderen Beurteilung geführt.
Beim Vergleich der reduzierten Zweitfassung mit der Erstversion zeigt sich eine Reihe von Unterschieden, die deutlich machen, wie sich die Bildanlage mit wenigen, aber wirksamen Veränderungen dem verkleinerten Format anpasst. So wurde die Brustpartie zwischen Kragen und linker Hand so gestaucht, dass die Armbeuge des rechten Armes entfällt, die bei der exakten Übernahme des Vorbildes zu sehen gewesen wäre. Ablesbar wird diese Stauchung an der Knopfleise des Rocks: von den sechs Knöpfen der Erstfassung sind nur fünf geblieben, wie die Gegenüberstellung des entsprechenden Ausschnitts mit der Zweitfassung verdeutlicht.
In ihrer Gesamtheit sprechen diese Beobachtungen für einen erheblichen Eigenanteil, der auch für die Bildanlage gilt. Es fällt jedoch auf, dass nicht alle Partien denselben Grad an Durchführung aufweisen. Während der kupferbraune Rock, das dunkelbraune Halstuch und der darunter sichtbare grauweiße Hemdeinsatz sowie die Schulterpartie und die Manschette flüchtig und fast skizzenhaft ausgeführt sind, wurden das Inkarnat, die Hand und der Hintergrund mit dem kannelierten Pilaster am linken Rand mit Akribie ausgeführt. Für diese Partien und die im Vergleich mit dem Gemälde in Providence glatt und kompakt wirkende Augenpartie ist eine Beteiligung der Werkstatt wahrscheinlich. Im fraglichen Zeitraum gehörten Anton Maron und Giovanni Casanova der römischen Werkstatt an.
Als, der erst 1756 nach Rom kam, schloss sich zwar an Mengs an, gehörte aber nicht zur Werkstatt. Während einige von Als‘ Kompositionszeichnungen mit antiken Sujets (Wien, Albertina, Kopenhagen, Königliches Kupferstichkabinett) den deutlichen Einfluss von Mengs zeigen, lassen die Bildnisse der nachrömischen Zeit (z. B. Nicolas-Henri Jardin, 1764, s. https://commons.wikimedia.org/wiki) stilistisch keinen Zusammenhang mit Mengs erkennen. Auch aus diesem Grund ist die traditionelle Zuschreibung an Peder Als (Roettgen 1999, Kat. 235 WK 1) hinfällig. Sie erklärt sich ebenso wie die frühere Identifizierung des Dargestellten mit Mengs aus dem in Dänemark verfügbaren Wissen über die Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen Als und Mengs.