Die Studie und ihr Pendant [DW_291/VZ_03] beziehen sich auf die einzigen vollständig ausgeführten Figuren der architektonischen Rahmung des Deckenspiegels im ehemaligen Teatro Domestico des königlichen Palastes in Aranjuez, die nicht vollendet wurde und deren Gesamtkonzept unklar bleibt.
Mit den sorgfältig ausgeführten Aktstudien, die als Vorstudien für zwei der Atlanten entstanden, die die fingierte Deckenöffnung stützen, demonstrierte Mengs in exemplarischer Weise seine dem römischen Barock verpflichtete, zugleich aber über dessen Konzepte hinausweisende Auffassung von der Statuarik des männlichen Körpers. Die klassischen Proportionen verbinden sich mit Posen, in denen der Anschein der physischen Anstrengung vermieden wird, was sich auch im entspannten Ausdruck der Gesichter zeigt.
Die Zeichnungen sind Teil eines größeren Konvoluts von akademischen Aktzeichnungen römischer Provenienz, die der seit 1778 als Sekretär der Accademia di Brera agierende Carlo Bianconi aus römischen Quellen erwarb. Sie dienten dort als Anschauungsmodelle für das Aktstudium.