DW_375 Sechs weibliche Hände in unterschiedlichen Posen

Auf die fleckige, mit einer dunkelgrünen Grundierung versehenen Leinwand befinden sich sechs weibliche Hände in unterschiedlichen Posen, von denen sich vier mit Porträts in Verbindung bringen lassen: Kat. 163, Kat. 166, Kat. 167, Kat. 260. Die beiden übrigen am rechten Bildrand begegnen dagegen seitenverkehrt oder leicht variiert in den Darstellungen der Cumäischen Sibylle (Kat. 114) und der Ariadne (Kat. 103).
Die eleganten und idealisierten Formen und Proportionen entsprechen dem für Mengs charakteristischen Repertoire weiblicher Hände. Dieser Handtypus, den er erstmalig nach dem Vorbild eines Emailbildes des Vaters (s. Roettgen 2003, Abb. S. 76) in der frühesten erhaltenen Händestudie ausgearbeitet hat (Roettgen 1999, Z 31), wurde zu einer Art von Markenzeichen seiner Bildnisse. Die sechs Posen stellen jedoch nur einen kleinen Teil seines Posenvorrats dar, dessen er für die Bildnisse bedurfte, bei denen eine entsprechende Studie nicht möglich war.
Diese Beobachtungen rechtfertigten die Zuschreibung der Leinwand an Mengs, die durch die nach Typus und Technik vergleichbare Studie für zwei Hände [DW_365] gestützt wird, für die außerdem ein glaubwürdiger Quellenbeleg vorliegt. Ob die Zuweisung an einen „Follower“ durch das Aktionshaus vorgenommen wurde, oder ob es sich um eine von der Vorbesitzerin Hilde Wittgenstein übernommene Angabe handelt, ist nicht mehr feststellbar. Ihr Interesse an dem Bild erklärt sich vor allem aus dem Sujet, da sie selbst Pianistin war und außerdem seit 1940 mit dem wegen seines Virtuosentums als Pianist mit nur einem Arm berühmten Paul Wittgenstein (1887-1961) verheiratet war.