DW_275/WK_31 Selbstbildnis

Wie sich aus einer verlässlichen Quelle von 1794 ergibt, stammt das Gemälde aus dem Besitz des Hofrats Johann Friedrich Reiffenstein (1719-1793). Bis zu seinem Tod befand es sich in Rom und war dort vielen Künstlern zugänglich, die in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bei dem im Palazzo Zuccari wohnenden Hofrat ein- und ausgingen. In seinem Brief vom 10. 11. 1793 an Katharina II. schreibt Melchior Grimm (Frank 2001, S. 95), dass Mengs diese Version, wenn nicht selbst gemalt, so doch wenigstens retuschiert habe („ou de moins retouché par lui même“). Dieses Detail und auch der Bildträger (Holztafel) sprechen dafür, dass es sich bei diesem Bild um die Zweitversion handelt, für deren Anfertigung sich Mengs im Winter 1773 in Florenz das Original auslieh [DW_275].
Möglicherweise basieren einige Kopien aus zweiter Hand auf diesem Werk, das sich lt. Azara zunächst im Besitz der Mengs-Erben befunden hatte und das offensichtlich die Vorlage für Cunegos Nachstich [W_275/GR_04] war. Das zeigt sich an einigen auffälligen Übereinstimmungen zwischen dem Gemälde und dem Stich, so die breitere Stirnpartie und die stärkeren Rundungen des Gesichtes neben kleineren motivischen Details (Faltengebung). Abweichend vom Original sind in beiden Darstellungen der linke Arm und die gerundete Stuhllehne hinter dem Ärmel nahezu vollständig zu sehen. Noch deutlicher zeigt dies die Partie am unteren Rand, wo mehr vom Mantel zu sehen ist als im Original, wo die untere Kante durch die aufgestützte Zeichenmappe markiert wird.