Die Existenz dieses Exemplars, das sowohl als Original wie auch als Kopie bezeichnet wird, wird durch die folgende Zeitungsmiszelle bestätigt:
„Im November 1802 hat sich hier der Schartekenhändler Romey aus Schaffhausen aufgehalten. Seinen Kram hatte er bey einem Bekannten im Trattnerhof hängen. Unter seinem Zeuge befand sich auch eine Kopie nach einem Gemälde von Mengs, worauf der Kapuziner Giuseppe Viterbo vorgestellt ist, welches sich gegenwärtig in München befindet, und von weiland dem Kurfürsten Karl Theodor von der Witwe Guibals für 3000 Gulden erstanden wurde. Gedachter Trödler forderte für die Kopie, die er für original verkaufen wollte, 2000 Gulden.“ Der unbekannte Verfasser dieser Miszelle hat das Gemälde demnach im November 1802 in Wien gesehen. Dass er den Dargestellten als „Giuseppe Viterbo“ bezeichnet, beweist, dass er sein Urteil aufgrund der Radierung von Kellerhoven fällte. Da beide Bilder gegenständlich identisch waren, schloss er die Möglichkeit aus, dass es sich um eine zweite originale Version des Bildes handeln könnte [DW_345].
Da der „Schartekenhändler Romey“ offensichtlich identisch ist mit dem Kunsthändler Rumny, der 1792 das aus Guibals Besitz stammende Bild an die Kurfürstliche Galerie in München verkauft hat [DW_214, Nachtrag zur Provenienz], stellt sich die Frage, wie und wann er in den Besitz einer weiteren Fassung des Bildes gekommen war. Denkbar wäre, dass er das erste Bild der Witwe Guibal abgekauft hatte, die vielleicht aber ein weiteres Exemplar in ihrem Besitz hatte, das er erst später von ihr übernahm. Falls es sich dabei um eine Kopie handelte, käme als Kopist Nicolas Guibal selbst in Frage, von dem sich eine gute Kopie des Bildnisses erhalten hat (Roettgen 1999, Kat. 214 WK 4). Es wäre allerdings auch möglich, dass es sich tatsächlich um eine zweite originale Version handelte [DW_345].