Die ungewöhnlich große Zahl von Kopien des Amor-Pastells, die seit Erscheinen des Werkkatalogs (1999) auf den Kunstmarkt geflutet sind, bestätigt die Beliebtheit dieses Werks, die bis ins 20. Jahrhundert andauerte.
Die Gründe dafür sind offenkundig: zum einen der leicht erkennbare Zusammenhang mit den Engelsputten der Sixtinischen Madonna, einem bis heute ungebremster Dauerrenner und zwar in allen Techniken der Reproduktion, zum anderen die universal verständliche Botschaft des Motivs, die alle entsprechend interessierten Adressaten erreicht. Wurde diese Nachfrage im Zeitalter der gedruckten Reproduktion mittels Postkarte befriedigt, funktionierte sie im 18. und im frühen 19. Jahrhundert über die Kanäle des Kupferstichs, der Miniatur, der Porzellanmalerei und der Lithophanie. Die Qualität der Arbeiten nimmt mit dem Abstand zur Zeit der Entstehung des Originals ab und parallel dazu verselbständigt sich das Motiv, z. T. bis zur Perversion. Auch in den graphischen Reproduktionen lässt sich diese Tendenz feststellen.
Einige der in den letzten zwanzig Jahren bekannt gewordenen Kopien sind jedoch von guter Qualität. Auch wenn ihre Urheber namentlich nicht identifizierbar sind, dürften sie zeitnah zum Original aus dem engeren Werkstattbereich hervorgegangen sein, zu dem in diesen Jahren vor allem die beiden Schwestern Therese Condordia und Julia Mengs gehörten.
Die meisten der in unterschiedlichen Medien dokumentierten Kopien, die von den Katalogen der Berliner und der Dresdner Akademie-Ausstellungen zwischen 1800 und 1850 dokumentiert werden (Roettgen 1999, Kat. 102 WK 13- WK 73), sind heute nicht mehr identifizierbar. Nur ein einziges Werk lässt sich mit einem Künstlernamen in Verbindung bringen, dessen eigenes Oeuvre kunsthistorischen Rang hat, nämlich Johann Christoph Rincklake [DW_102/WK_83]. Er stellte seine Kopie 1797 in Berlin aus und verwendete sie im gleichen Jahr als Vorlage für eine Miniatur, die er seiner Braut als Verlöbnisbild schenkte.