DW_100/WK_01 Hl. Petrus thronend (Engert, Erasmus von)

Über den früheren Standort des Gemäldes klären zwei Interieur-Darstellungen auf, die sich auf das Schloss in Ballenstedt beziehen. Das aus dem Nachlass (1902) der Herzogin Friederike stammende Album der Gräfin Iris von Richthofen (1804-1867) enthält unter weiteren Interieurs des Schlosses von Ballenstedt eine Darstellung des „Sitting-Room“, der die Kopie des hl. Petrus wiedergibt (VK New York, Sotheby’s 21.1. 2003, lot 193, S. 186, ohne Abb.). Ein 1838 datiertes anonymes Interieurbild der Danish Royal Collection, das Peter Thornton für die Wiedergabe eines Boudoirs der Louise von Holstein-Sonderburg-Glücksburg hielt, muss sich daher ebenfalls auf das Schloss von Ballenstedt beziehen (Abb. in Thornton, Peter, Authentic Decor. The Domestic Interior 1620-1920, New York 1984, S. 260, Abb. 343). Hier hängt der hl. Petrus als einziges großformatiges Gemälde über dem Sekretär.

Engerth, der als Schüler von Hubert Maurer an der Wiener Akademie mit den Prinzipien der von Mengs’ vertretenen Kunstauffassung bestens vertraut war, wurde 1843 Kustos der Wiener Belvedere-Galerie, wo sich das Original befand. Das erheblich vor diesem Datum liegende Entstehungsdatum seiner Kopie deutet auf einen Zusammenhang mit dem Stich von Friedrich John hin (Roettgen 1999, Kat. 100-GR1), der 1831 erschien. Es ist bekannt, dass Engert(h), der später auch den ersten kritischen Katalog der Wiener Gemäldegalerie verfasst hat, von dem aber nur wenig Gemälde bekannt sind, die Zeichnungen für Johns Stiche nach den Gemälden der Wiener Galerie angefertigt hat (Thieme-Becker, Bd. 10, S. 548). Es wird angenommen, dass das Gemälde als Geschenk des Wiener Hofes anlässlich der Hochzeit der Friederike von Holstein mit Alexander Carl von Anhalt-Bernburg (1834) nach Ballenstedt kam, wo es seit 1835 nachgewiesen ist
Alle Angaben zu dieser Kopie verdanke ich Sigrid Elstermann, Bad Alexisbad.