Dürr, Heinz (1893-1976)

Heinz Dürr, der am 24. März 1893 in Ulm geboren wurde, war kein Archäologe im engeren Sinne. Ausgebildet als Fotograf nahm er jedoch rund ein Vierteljahrhundert an archäologischen Ausgrabungen teil. Dabei fotografierte er nicht nur, in späteren Jahren war er auch direkt an den Ausgrabungen beteiligt. Seine Arbeit ist untrennbar mit dem Namen Hans Reinerth verbunden. Ihm dürfte er ab 1919 bei den Ausgrabungen des späteren Tübinger Urgeschichtlichen Forschungsinstituts begegnet sein und er folgte ihm 1935 nach Berlin, wo er bis Kriegsende an zahlreichen Unternehmungen des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte beteiligt war, offiziell wohl als freiberuflicher Fotograf.
Dürr war Nationalsozialist der ersten Stunde, hatte 1919 bei der Einwohnerwehr Münchens gegen die bayerische Räterepublik und im Ruhrgebiet gegen die französischen Besatzer gekämpft, bevor er 1920 Mitglied der NSDAP wurde. 1923 nahm er am Hitler-Putsch teil und wurde danach aus Bayern ausgewiesen. Seine Partei-Karriere führte über die Ortsgruppenleitung zur Partei-Bezirksleitung; er war auch Sturmführer der Tübinger SA.
Was archäologisch mit ihm verbunden ist, sind seine zahlreichen Fotografien von Befunden, Objekten, Menschen und Landschaften. Ein erheblicher Teil befindet sich im Archiv des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen. Ihm wird auch die Weiterentwicklung der archäologischen Fotografie auf Ausgrabungen zugeschrieben, indem er bei den Federseeausgrabungen das verschiebbare Leiterstativ konstruierte. Es erlaubte flexible Senkrechtaufnahmen aus mehreren Metern Höhe, die – zusammengesetzt – die Wiedergabe ganzer Hauspläne ermöglichte.
Nach dem Krieg floh Dürr aus Berlin und lebte bis 1954 als Knecht auf einem Bauernhof, bevor er 1954 von Reinerth noch einige Jahre als Fotograf ans Pfahlbaumuseum geholt wurde. Er starb 1976 in Bad Cannstatt.