Mengs‘ Auseinandersetzung mit Aktposen in der Haltung des toten Christus setzte bereits im März 1755 ein, als er zum ersten Mal die Leitung des Aktkurses der Accademia di San Luca innehatte. Die Zeichnung von Gesualdo Ferri, die den zweiten Preis erhielt (Cesareo 2010, S. 212, Schmittmann 2013, S. 50, Müller-Bechtel 2018, S. 380, m. Abb.) stimmt motivisch mit der nur in Kopien überlieferten Zeichnung von Mengs [Roettgen 1999, Z 54] sowie mit einer Zeichnung von Batoni überein (Müller-Bechtel 2018, Abb. S. 380).
Die Zeichnung weicht nur unwesentlich (linker Arm liegt über dem Leib) von der Modellpose des Jahres 1755 ab, verhält sich jedoch seitenverkehrt zu ihr. Dies rückt sie stärker in den Kontext der Ikonographie der Grablegung bzw. der Beweinung, die Mengs im Rückgriff auf die bolognesische Schule des 17. Jahrhunderts in seinen Gemälden dieser Thematik [Roettgen 1999, Kat. 59-62] befolgt hat. Auch das Gesicht verweist eindeutig auf eine Christusdarstellung und steht dem in Mengs‘ Oeuvre dominierenden Christustypus nahe [>DW_74]. Allerdings weichen die Posen in seinen Darstellungen der Grablegung bzw. in den jeweiligen Vorstudien von der Haltung der Zeichnung ab.
Dass die Zeichnung während der römischen Jahre (1771-1773) entstand, wird durch zwei Varianten zum gleichen Thema in Fermo bestätigt, auf denen die Daten 1772 und 1773 vermerkt sind [DW_Z_159, DW_Z_160].