DW_Z_160 Liegender Akt in der Pose des Leichnams Christi (Mengs, Anton Raphael)

Die von mir ursprünglich vorgeschlagene Zuschreibung an Mengs, die vor dem Original erfolgt war (rückseitige Aufschrift s. o.) habe ich später relativiert (1999) bzw. revidiert (2003: Maron). Entscheidend für die nun erneute vertretene Eigenhändigkeit der Zeichnung ist der Vergleich mit DW_Z_151 und DW_Z_159. Verwandt sind vor allem die malerische Modellierung der Körperoberfläche, das souveräne Modellieren der Licht- und Schatteneffekte und die weichen Konturlinien. Die Datennotizen auf den drei Blättern (1772, 1773, 1774) ermöglichen ihre Datierung und belegen, dass es sich um Studien handelt, die im Kontext von Aktsitzungen entstanden. Daher sind sie nicht so elaboriert wie die zu Präsentations- und Lehrzwecken signierten Blätter, wie etwa die Studien für die Karyatiden des Plafonds im Teatro Domestico in Aranjuez [DW_291/VZ_03 und VZ_04].
Motivisch knüpft Mengs an eine von ihm im März 1755 in der Accademia del Nudo gestellte Modellpose an, die damals auch Thema des jährlichen Wettbewerbs war. Erhalten haben sich die Zeichnung des zweiten Preisträgers Gesualdo Ferri und eine Zeichnung von Batoni, die im Wettstreit mit Mengs entstanden sein soll (Müller Bechtel 2018, S. 132). Mengs‘ eigene Zeichnung, die im Gegensinn angelegt war, ist dagegen nur in Kopien überliefert [Roettgen 1999, Z 54]. Die Ausrichtung des Körpers nach links, wie sie in der späteren Studie gewählt wurde, entspricht ikonographisch dem gängigen Typus der Beweinung Christi. Motivisch und zeichnerisch engstens verwandt ist die in den Details genauer ausgearbeitete Aktstudie in Arezzo [DW_Z_05].
Der Text, den der in seiner späteren Lebensphase geistig verwirrte Fortunato Duranti unter die Zeichnung geschrieben hat, was kein Einzelfall ist, interpretiert die Aktstudie als Christus, bleibt aber ansonsten enigmatisch.